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Freitag, 10. Juni 2016, 19:58

Scootas EM-Studio

In einer Stunde geht's endlich los!


Vorschau: Frankreich - Rumänien

Im Eröffnungsspiel trifft heute Abend Frankreich auf Rumänien. Der Gastgeber geht natürlich als Favorit in diese Partie, dennoch sind die Rumänen nicht zu unterschätzen.

Sie verfügen in ihren 4-4-2 über eine stabile Defensive und setzen gegen den Ball ein variables, bewegliches Pressing ein. Doch schon die kleinste Lücke könnten die Franzosen für einen ihrer überfallartigen Angriffe ausnutzen. Gerade auf den Flügeln ist die Equipe Tricolore mit Payet/Martial über links und Griezmann auf rechts ausgezeichnet besetzt. Der Offensiv-Allrounder von CL-Finalist Atletico Madrid kann auch ins Zentrum ziehen und macht dann auf außen Platz für Superstar Pogba, der ansonsten im 4-3-3 mit Matuidi die Achterpositionen belegt. Pogba und der eingesetzte Sechser (Kante/Cabaye) sind Schlüsselspieler im französischen Spielaufbau, der darauf ausgelegt ist, mit Direktpässen Freiräume zu schaffen, um dann ins schnelle Angriffsspiel umschalten zu können.

In der Verteidigung verhalten sich die Franzosen abwartend, meist läuft nur Stürmer Giroud unterstützt vom ballnahen Achter den Gegenspieler an. Schwachstelle sind die in die Jahre gekommenen Außenverteidiger Evra (links) und Sagna (rechts), die zu viele Flanken zulassen. Das wird aber ausgeglichen durch die kopfballstarken Innenverteidiger, wenn der Ausfall von Varane auch schmerzt. Außerdem ist das rumänische Angriffsspiel nicht gerade zum Fürchten. Es existiert quasi kein sortiertes Aufbauspiel, der Ball wird meist zu hastig nach vorne getragen, was gegen die konterstarken Franzosen tödlich sein könnte. Viele Chancen basieren auf Zufallsaktionen aus zweiten Bällen.

Wenn die Franzosen einen Weg durch die rumänische Abwehr finden, sollte einem Sieg zum Auftakt der Heim-EM also nichts im Wege stehen.

Mein Tipp - FRA 2:0 ROU
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Freitag, 10. Juni 2016, 23:47

Frankreich - Rumänien 2:1 (0:0)

Dies war nun also das Eröffnungsspiel der diesjährigen EURO. Frankreich konnte dank einem späten Traumtor einen Fehlstart gegen überraschend gute Rumänen abwenden.

Nach wenigen Sekunden rutschte den Franzosen bereits zum ersten Mal das Herz in die Hose, als die Rumänen nach einem per Kopf auf den langen Pfosten verlängerten Eckball frei im Fünfmeterraum zum Abschluss kamen, jedoch traf Stancu nur Torhüter Lloris. Auch die anschließende Ecke wurde Richtung Tor geköpft. Diese Doppelchance darf aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass Rumänien nach vorne meist planlos agierte.

Selbes galt unerwarteter Weise für die Franzosen. Ein fahriger Spielaufbau und schlechte Raumaufteilung im vorderen Drittel sorgten dafür, dass keine Ruhe ins Spiel kam. Griezmann zog häufig in die Mitte und nahm Giroud dessen Raum, ohne dass der freie rechte Flügel von Pogba oder Außenverteidiger Sagne übernommen worden wäre. So konnten die Rumänen mit einem kompakten Zentrum mit relativ wenig Aufwand verteidigen.
Wenn es dann mal über die Flügel ging, wurde es sofort gefährlich. In der 14. Minute schickte Pogba mit einem seiner wenigen präzisen Bälle Sagna steil, der brachte aus dem Lauf eine Flanke in die Mitte, die bei Griezmann landete, der den Ball an den Pfosten setzte. Auch die zweite gute Möglichkeit der Franzosen in der ersten Halbzeit erfolgte nach einer Flanke von rechts. Payet, der Ende der Halbzeit vermehr die Seite wechselte, brachte eine flache Hereingabe auf Griezmann, dessen Schuss aus zehn Metern leicht abgefälscht am Tor vorbeistrich.

Auch die zweite Halbzeit begann mit einem Schockmoment für die Franzosen, als nach einer Flanke von halbrechts die Abseitsfalle nicht zuschnappte und Stancu nach starker Ballannahme den Ball nicht aufs Tor brachte. Danach folgte die stärkste Phase der französischen Offensive. Zunächst spielte Payet von halblinks flach auf den einlaufenden Giroud (52‘). Diese präzisen Flachpässe im Angriffsdrittel hatten das französische Spiel eigentlich zuletzt ausgezeichnet, fanden heute aber zu selten Anwendung. Kurz darauf flankte wieder Payet von links auf Pogba, der den Ball aus zentraler Position volley aufs Tor schoss. Tatarusanu konnte parieren.

Aus der folgenden Ecke resultierte der erste Treffer des Turniers. Payet konnte unbedrängt von rechts flanken, Tatarusanu kam zu zögerlich aus den Tor und wurde zudem von Giroud, der den Ball wuchtig ins Tor köpfte gefoult. Doch die Führung sollte nicht lange halten. Zunächst ließ Evra auf seiner linken Abwehrseite eine Flanke zu, nur um dann im Strafraum im Stile eines Anfängers Stanciu zu Fall zu bringen. Stancu verwandelte sicher, die Führung war dahin.

Was danach folgte, war schwere fußballerische Kost. Die Rumänen wollten nicht wirklich, Frankreich konnte nicht. Das taktische Konzept von Deschamps wurde kaum umgesetzt, die Franzosen verhielten sich taktisch weitestgehend eigensinnig. Die Folge waren zahlreiche Abspielfehler, kaum Tempo im Spiel, pfeifende Zuschauer. Erst als die eingewechselten Coman (66‘ für Griezmann) und Martial (76‘ für Pogba) brachten Dribblings ein neues Element ins Spiel, auf das die Rumänen reagieren mussten. Das klappte bis zur 89. Minute, als Payet nicht bedrängt wurde und seine Leistung mit einem genialen Treffer krönte.

Die Franzosen werden sich steigern müssen – vielleicht nicht gegen Albanien, vielleicht nicht gegen die Schweiz, aber spätestens im Achtelfinale wird eine Leistung wie heute nicht mehr reichen. Pogba legte einen enttäuschenden Auftritt hin, er wich wie Griezmann zu oft vom taktischen Konzept ab. Einzig Flügelflitzer Payet wusste zu überzeugen. Rumänien kam zwar zu zwei Großchancen, nutzte diese aber nicht und erspielte sich zu wenige Möglichkeiten. Dafür stellte sich die Defensive schnell auf das eindimensionale französische Offensivspiel ein.

MVP: Dimitri Payet
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Samstag, 11. Juni 2016, 13:59

Vorschau Tag 2


Albanien - Schweiz


Von der Partie zwischen Neuling Albanien und der Schweiz ist leider kein Fußball-Feuerwerk zu erwarten. Für beide Mannschaften ist der lange Ball häufig das Mittel der Wahl.

Albanien verzichtet dabei sogar gänzlich auf ein geordnetes Aufbauspiel. Die Zielzone des Eröffnungspasses wird mit mehreren Spielern kompakt gehalten, um dann in Überzahl den möglichen Abpraller zu erobern. Diese horizontale Überladung setzen die Albaner auch auf den Flügeln ein, um Anspielstationen für schnelle Kombinationen zu schaffen. Allerdings kommt das Spiel über außen meist nur dann zustande, wenn der Gegner zu passiv agiert. Diesen Gefallen werden ihnen die Eidgenossen aber nicht tun. Die Schweizer spielen ein hohes Pressing und isolieren die gegnerischen Außenverteidiger früh. Gleichzeitig schiebt Granit Xhaka, der seinem Bruder Taulant gegenüberstehen wird, von der Sechserposition nach vorne. Damit entsteht hinter ihm jedoch auch Raum für lange Bälle.

Die gleiche Anfälligkeit zeigen die Albaner. Diese agieren zwar abwartender und laufen den Gegner erst in der eigenen Hälfte an, allerdings spielen sie in der Abwehrkette eine extrem ausgeprägte Mannorientierung, die dafür sorgt, dass sich die Innenverteidiger weit aus der Kette herausziehen lassen und überspielt werden können. Das Schweizer Offensivspiel gründet auf einem geduldigen Spielaufbau. Xhaka ist der Dreh- und Angelpunkt, er treibt den Ball nach vorne. Mit langen Bällen sucht er das Zentrum, wo allerdings nicht konsequent genug auf die zweiten Bälle gegengepresst wird, oder die Flügel mit Lichtsteiner und Rodriguez. Die beiden Außenverteidiger haben auf den Außen viel Platz, da Shaqiri und Mehmedi sich eher zur Mitte hin orientieren. Bei Flanken ist der Strafraum aber häufig nicht gut besetzt, sodass die Schweizer wenig Torgefahr ausstrahlen.

In diesem Match sind lange, unbedrängte Ballbesitzphasen der Schweizer und viele weite Bälle zu erwarten. Die Schweizer sind dank der größeren individuellen Klasse im Vorteil.

Mein Tipp – ALB 1:2 SUI


Wales - Slowakei

Wales und die Slowakei, die sich zum ersten Mal als eigenständiges Land qualifizieren konnte, eröffnen die Gruppe B. Beide Teams werden jeweils von einem Superstar (Bale für Wales, Hamsik für die Slowakei) angeführt.

Gareth Bale tritt bei den Walisern jedoch ebenso wie Aaron Ramsey nicht so dominant in Erscheinung, wie man es vielleicht erwarten würde. Das liegt vor allem daran, dass Wales kaum über offensive Spielanteile verfügt. Selbst gegen einen passiven Gegner kommt es selten zum gefährlichen, schnellen Umschaltspiel, dass gerade Bale in seiner Rolle bei Real Madrid so auszeichnet. Stattdessen wird der Ball durch die eigenen Reihen laufen gelassen, ohne wirklich Raumgewinn zu erzeugen. Das kommt den Slowaken entgegen, die in der Defensive hin und wieder sowohl individualtaktische als auch systembedingte Schwächen offenbaren.

Das slowakische Offensivspiel ist voll und ganz auf Marek Hamsik ausgelegt. Er genießt alle Freiheiten, während seine Mitspieler die von ihm freigegebenen Räume übernehmen. Obwohl die Slowaken häufig über die Flügel aufbauen und auch in Strafraumnähe kommen, werden selten Flanken in die Mitte geschlagen, sondern häufiger der Rückpass auf die Sechser und Achter gesucht. Die Waliser, die in ihrem System sehr variabel sind, stehen mit ihrer Fünferkette gerade im Zentrum sehr kompakt, schaffen es aber dennoch, über ballnahes Verschieben der Mittelfeldspieler für Isolation auf den Außen zu sorgen. Insgesamt versucht Wales eher, das eigene Tor zu verteidigen als den Ball zu gewinnen.

Dieses Spiel dürfte zwar nicht allzu viel Tempo bieten, dafür wird es taktisch interessant, weil beide Mannschaften variable Formationen spielen.

Mein Tipp – WAL 0:1 SVK
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Samstag, 11. Juni 2016, 18:48

Vorschau: England - Russland

Das Spiel England gegen Russland ist das Duell Jung gegen Alt. Während die Three Lions nach den zuletzt enttäuschenden Turnieren einen Umbruch vollzogen haben, hat die Sbornaja im Hinblick auf die Heim-WM noch einiges an Arbeit vor sich.

Das englische Offensivspiel ist schwer zu beschreiben, weil es unglaublich variabel und fluide ist. Die Mannschaft ist gespickt mit schnellen, beweglichen, dribbelstarken Allroundern, die im Angriff alle so ziemlich jede Position belegen können. Am besten sind die Engländer, wenn sie aus der Tiefe kommend mit Tempo zu Kontern ansetzen können. Dabei sind sie sowohl Zentrum als auch über die Außenverteidiger schwer zu stoppen. Das wird das größte Problem für die langsame russische Verteidigung sein, die gegen schnelle Gegner nur wenige Mittel findet.

Besonders gefährlich wird es werden, wenn Russland den Ball bereits im Aufbauspiel verliert, wofür die Sbornaja anfällig ist. Die Engländer werden solche Ballverluste mit intensivem Pressing – insbesondere in der Anfangsphase forcieren. Wenn die Russen allerdings ins Angriffsdrittel durchkommen, haben sie mit flexiblen Laufwegen durchaus das Potenzial, Tormöglichkeiten zu kreieren. Vielleicht können sie es auch für sich nutzen, dass den Engländern ein echter Spielmacher fehlt, der für Ballkontrolle sorgt und den Rhythmus diktiert.

Allein von den Voraussetzungen her ist England mit seinen überfallartigen Angriffen klarer Favorit gegen die in die Jahre gekommene russische Verteidigung.

Mein Tipp – ENG 2:0 RUS
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Sonntag, 12. Juni 2016, 00:28

Fazit Tag 2

Albanien - Schweiz 0:1 (0:1)

Das Spiel hätte für die Eidgenossen nicht besser beginnen können. Innenverteidiger Schär köpfte in der 5. Minute unter dankbarer Mithilfe von Albaniens Torhüter Berisha eine Shaqiri-Ecke ins Tor. Danach ließ die Schweiz aber aufgrund mangelnden Pressings ein überraschend geordnetes Aufbauspiel der Albaner zu, aus dem punktuell gefährliche Angriffe entstanden. Dabei zeigte sich insbesondere die linke Schweizer Abwehrseite mit Djourou und Rodriguez anfällig. Gleich zweimal (31‘, 76‘) kam Sadiku von dort gefährlich zum Abschluss. Die größte Möglichkeit vergab der eingewechselte Gashi (87‘) völlig freistehend gegen den glänzend parierenden Sommer.

Doch auch Albanien war in der Defensive alles andere als sattelfest. Die Schweizer kamen sowohl von außerhalb als auch innerhalb des Strafraums zu gefährlichen Abschlüssen. Allein Seferovic muss mindestens eine seiner drei Chancen (15‘, 43‘, 66‘) nutzen. Dazu schoss Dzemaili einen Freistoß an den Pfosten, nachdem Albaniens Kapitän Cana Gelb-Rot gesehen hatte (36‘). Kukeli und Hysaj versuchten gemeinsam, diesen Verlust zu ersetzen, während Roshi sich in der Defensive auf die Rechtsverteidigerposition fallen ließ.

Auch bei den Schweizern waren interessante Bewegungen zu beobachten. Mehmedi war in der ersten Halbzeit der beweglichste Spieler und überall im vorderen Drittel zu finden. Shaqiri hielt sich dafür häufig auf dem rechten Flügel auf. Dzemaili verschob hauptsächlich horizontal, selbes gilt für den eingewechselten Frei (76‘). Da diese Seitwärtsbewegungen immer stärker wurden, verschob Shaqiri mit zunehmender Spielzeit weiter ins Zentrum oder er ließ sich hinter den aufrückenden Lichtsteiner zurückfallen. Behrami übernahm mit ausschweifenden vertikalen Läufen in der zweiten Halbzeit die Rolle des Spielmachers von Xhaka. Er war sowohl hinter den eigenen Innenverteidigern als auch vor dem gegnerischen Strafraum zu finden.

Die Schweiz hat vor allem im Spiel gegen den Ball noch viel Luft nach oben, dazu muss die Chancenverwertung verbessert werden. Albanien dagegen wird sich gegen Frankreich und die kompakten Rumänen schwertun.

MVP: Valon Behrami


Wales - Slowakei 2:1 (1:0)

Schon in der 10. Minute bewies Bale mit seinem Freistoßtreffer seinen Wert für die Waliser. Seine Konterstärke konnte er aber erst in der Schlussphase der zweiten Halbzeit unter Beweis stellen, als die Lücken in der slowakischen Defensive immer größer wurden. Während Wales in der ersten Hälfte nur von außerhalb des Sechzehners zum Abschluss kam, wurde es im zweiten Durchgang auch innerhalb brenzlig. Sowohl Bale (57‘) als auch Ramsey (73‘) kamen nach Flanken zu Kopfballchancen. Der Siegtreffer in der 81. Minute entstand dann durchs Zentrum, weil die Abstände zwischen den Reihen der Slowaken viel zu groß waren und der jeweils ballführende Spieler nicht ausreichend bedrängt wurde.

Das Angriffsspiel der Slowakei beschränkte sich im ersten Durchgang auf Schüsse aus unmöglichen Distanzen, nachdem Hamsik nach wenigen Minuten zu einem langen Dribbling angesetzt hatte und Davies seinen Schuss noch retten konnte. Das sollte aber die einzige große Aktion des Superstars bleiben. Erst als in der zweiten Hälfte vermehrt der Weg über die Flügel gesucht wurde, konnten die Slowaken Chancen kreieren. So dribbelte in der 61. Minute Mak über die rechte Seite bis zum Strafraumeck, spielte einen Querpass in den gerade eingewechselten Duda, der nach innen zog und zum zwischenzeitlichen 1:1 ausglich. Nach einer Svento-Flanke von links hatte Nemec mit einem Kopfball noch die Chance auf den Punktgewinn (86‘).

Gegen die erfahrenen Russen werden die Slowaken ihre Defensive verbessern und sich auf ihre offensiven Stärken besinnen müssen. Die Waliser sollten gegen England die Flügel noch konstanter verteidigen, dann besteht die Chance auf ein Remis oder auch mehr.

MVP: Aaron Ramsey


England - Russland 1:1 (0:0)

Die Engländer begannen sofort nach dem Anpfiff mit ihren überfallartigen Angriffen. Dies klappte vor allem über die rechte Seite, auf der Außenverteidiger Walker häufig mit nach vorne stürmte und zweimal Lallana mustergültig bediente (7‘, 22‘). Die Russen kamen zwar nicht wirklich gefährlich zum Abschluss, konnten aber viele Angriffe vorführen. Das Fehlen eines echten Spielmachers machte sich bei den Engländern schnell bemerkbar. Die vielen schnellen Angriffe sorgten zwar für Torgefahr, führten im Mittelfeld aber zu Unordnung und mit zunehmender Spielzeit zu immer größer werdenden Abständen zwischen den Reihen. Den Russen gelang es allerdings nicht, diese Räume gewinnbringend zu bespielen.

Im zweiten Durchgang verlagerten sich die englischen Angriffe auf die linke Seite, wo Sterling einen Sprint nach dem anderen anzog. So entstand auch eine gute Chance für Rooney, der nach einer Hereingabe von links einen Abpraller wuchtig aufs Tor brachte (71‘). Zwei Minuten später hämmerte Dier einen zentralen Freistoß in die Maschen. Aufgrund der fehlenden Ruhe bei eigenem Ballbesitz gelang es den Engländern aber nicht, die Führung souverän zu Ende zu spielen. So landete in der Nachspielzeit die Kopfball-Bogenlampe von Beresuzki hinter der Linie.

Wenn die Russen gegen die Slowakei die defensiven Schwächen ihres Gegners besser nutzen können, haben sie eine echte Siegchance. Die Engländer werden gegen Wales ein Mittel finden müssen, zumindest phasenweise das Tempo aus den eigenen Spiel zu nehmen, um sich besser zu sortieren.

MVP: Adam Lallana
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Sonntag, 12. Juni 2016, 20:37

"Vorschau" Tag 3


Türkei - Kroatien

Der dritte Tag dieser EM beginnt mit dem traditionell hitzigen Duell zwischen der Türkei und Kroatien. In beiden Mannschaften spielen bekannte Spieler aus der Bundesliga.

Das Mittelfeld der Türkei ist sehr variabel. Mal belegt Inan die Sechserposition alleine, während Tufan und Özyakup die Achter geben – mal fällt Tufan zurück neben Inan, dann spielt Özyakup Zehner-hafter. Die hochklassigen Flügelspieler Turan und Calhanoglu können auch nach innen rücken und sorgen für Kreativität. Allerdings sind sie für die Defensive selten zu gebrauchen. Generell kann man sagen, dass das Pressing der Türken taktisch nicht wirklich ausgereift ist. Stattdessen laufen einzelne Spieler den Gegner stürmisch an, um den Ball bereits im Mittelfeld zu gewinnen.

Kroatien ist mit seinem hochkarätig besetzten Mittelfeld um Modric und Rakitic sicher in der Lage, die dadurch freiwerdenden Räume zu bespielen. Aber auch über außen sind die Kroaten gefährlich und versuchen häufig, mit Flanken Mandzukics Kopfballstärke zur Geltung zu bringen. Das Ziel der kroatischen Defensive wird es sein, Calhanoglu und Turan als Anspielstation im behäbigen türkischen Aufbau auszuschalten. Dann verfallen die Türken häufig in planloses Ballgeschiebe oder blind geschlagene weite Bälle.

Zu erwarten ist ein enges Spiel, das gerade von türkischer Seite von Emotionen geprägt sein wird. Es wird ein wenig das Duell Plan gegen Pathos.

Mein Tipp – TUR 2:2 CRO


Polen - Nordirland

Die Polen haben das Achtelfinale fest im Visier und könnten für Deutschland sogar ein ernsthafter Konkurrent im Kampf um den Gruppensieg werden. Dafür muss aber zunächst einmal die Auftakthürde Nordirland übersprungen werden.

Die Nordiren können sowohl mit drei als auch mit vier Mann in der Abwehrkette spielen. Unabhängig vom System lassen sie den Gegner das Spiel machen, bieten ihm Anspielstationen an, die dann zugelaufen werden. Dennoch offenbart die Defensive die ein oder andere Lücke. Gleichzeitig fehlt es dem EM-Neuling an Mitteln bei eigenem Ballbesitzt. Es werden viele lange Bälle geschlagen, die entweder bei einem der Flügelläufer ankommen oder in der Eroberung des zweiten Balls resultieren sollen.

Polen dagegen arbeitet mit einer ganz klaren Struktur im Aufbauspiel. Die Außenverteidiger rücken auf, die Flügelspieler rücken ein, Lewandowski und Milik lassen sich phasenweise weit fallen. In diese Bewegungen hinein eröffnet Krychowiak mit seinem Pass den polnischen One-Touch-Football, der nicht selten mit flachen Querpässen der hinterlaufenden Außenverteidiger auf einen der beiden Top-Stürmer abgeschlossen wird. In der Defensive wird eine klare Mannorientierung gespielt, die dafür sorgt, dass einzelne Spieler teilweise weit von ihrer Grundposition abweichen und Räume freigeben.

Obwohl dem polnischen Spiel der Makel anhaftet, dass kein echter Plan B für die schnellen Angriffe existiert, sollte Nordirland keine zu große Herausforderung darstellen.

Mein Tipp – POL 2:0 NIR



Deutschland - Ukraine

Deutschland wird zum Auftakt im 4-2-4-0 mit Götze als falscher Neun auflaufen. Müller besetzt dabei nominell die rechte Flügelposition, während Özil im Zentrum postiert ist. Zwischen den beiden sind aber situationsbedingte Positionswechsel zu erwarten. Von links wird der dribbelstarke Draxler kommen. Er und Müller könnten mit Diagonalläufen Schnittstellenpässe von Özil aufnehmen und verwerten oder auf einen zurückfallenden Götze oder Box-to-Box-Player Khedira zurücklegen. Der Spielaufbau wird ganz klar von Kroos dirigiert, der anders als im 4-2-3-1 aber höher stehen oder zumindest weiter nachrücken müssen wird. Selbes gilt für die Innenverteidiger Boateng und Mustafi. Durch die geballte Ladung an technisch starken Spielern im offensiven Zentrum ist die Mannschaft weniger auf ohnehin nicht so starken Flanken der Außenverteidiger Hector und Höwedes angewiesen, die wohl eher im Halbfeld als an der Grundlinie zu finden sein werden.

Die beiden werden wohl sowieso genug mit den Stars des ukrainischen Teams, den Flügelspielern Konoplyanka und Yarmolenko, zu tun haben. Dieses Duo soll der Schlüssel zum Erfolg für die Ukraine sein und wird die größte Gefahr für die deutsche Elf darstellen (evtl. wäre eine Dreierkette sicherer gewesen). Wenn sie bis zur Grundlinie durchbrechen muss die Ordnung im deutschen Straf- und Rückraum stimmen. Davon abgesehen ist das Angriffsspiel der Ukrainer recht konfus und weicht häufig von taktischen Grundstrukturen ab. Die Außen werden teilweise gar nicht unterstützt, teilweise wird ein Flügel so sehr überladen, dass die Zielzone unbesetzt bleibt. In diesen Situationen ist die Ukraine anfällig für Konter. Überhaupt ist das Spiel des EM-Co-Gastgebers von 2012 riskant. Das Defensivkonzept umfasst eine Mischung von Mann- und Raumorientierung. So schieben die Mittelfeldspieler vereinzelt aggressiv auf ihren Gegner und der dahinter postierte Abwehrspieler schließt mit einer Aufrückbewegung die Lücke im Raum. Er gibt dadurch aber natürlich eine Lücke in der Abwehrkette preis, die von Spielern wie Kroos oder Özil genutzt werden kann.

Um erfolgreich ins Turnier zu starten, wird die deutsche Mannschaft geduldig sein müssen. Durch ruhiges Aufbauspiel sollten unbedachte Anläufe der ukrainische Mittelfeldspieler provoziert werden, um dann die entstehenden Lücken zu bespielen. Im Angriffsdrittel ist mit dem System ohne Stürmer eine hohe Fluidität garantiert, die flexible Lösungswege bietet. In der Defensive müssen die Flügel dicht gehalten werden, wozu vor allem Khedira unterstützend nach außen verschieben muss.

Mein Tipp – GER 2:0 UKR
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Montag, 13. Juni 2016, 14:10

Fazit Tage 3 (mit GER - UKR)

Gerne doch! Ist wirklich mal interessant, die Spiele aus taktischer Sichtweise anzuschauen.

Türkei - Kroatien 0:1 (0:0)

Die Marschroute der Kroaten war selbst für den Fußball-Laien sehr bald zu erkennen. Über konsequentes Flügelspiel sollte die türkische Abwehr geknackt werden. Auf der rechten Seite war es meist Srna, der die Flanken in die Mitte brachte, während Brozovic vor ihm einschob, auf Links fuhr Perisic ein hohes Pensum, Strinic überlief ihn nur vereinzelt. Kroatien kam über die gesamte Spielzeit immer wieder zu Kopfbällen vor dem Tor (22‘, 30‘, 68‘, 72‘, 79‘, 79‘). Mandzukic wurde zwar von den Türken im Zentrum gedoppelt und strahlte selbst keine Gefahr aus, durch die Konzentration auf den Stürmer kamen andere aber relativ frei zu Kopfbällen. Zudem wurde der Rückraum vernachlässigt, was den Gegentreffer nach sich zog (41‘). Diesem war zunächst eine Ecke von rechts und eine anschließende zentral abgewehrte Flanke von links vorangegangen. Außerdem reagierte Mandzukic mit vereinzelten Ausweichbewegungen auf die Flügel, welche sofort für Zuordnungsprobleme in der türkischen Abwehr sorgten.

In der 67. Minute zeigten die Türken ein Paradebeispiel für ihr kopfloses Pressing. Gleich sechs Spieler stürmten auf einer Höhe nach vorne, die Kroaten umspielten das mit nur einem Pass nach außen und die Szene endete fast mit einem Tor, doch Brozovic verpasste die Hereingabe von Perisic. Modric konnte den Aufbau seinen beiden Innenverteidigern überlassen und sich frühzeitig nach vorne absetzen. Rakitic unterstütze jeweils auf Angriffsseite und suchte dann häufig den Weg in den Rückraum. Im türkischen Aufbauspiel waren die Abstände zwischen den Reihen zu groß. Calhanoglu musste sich häufig weit in die eigene Hälfte fallen lassen und fehlte damit als Anspielstation im Spiel nach vorne. Allgemein interpretierte Calhanoglu seine Rolle sehr viel zentraler als Turan, der sich sehr beweglich zeigte und auch die Vorstöße von Gönül auf rechts unterstützte.

Wenn die Kroaten auch gegen Tschechien ihre eigenen Stärken und die Schwächen des Gegners so gut kombinieren, wird der Einzug ins Achtelfinale kein Problem darstellen. Die Türkei muss mit mehr Konzept antreten, ansonsten ist selbst Platz drei in Gefahr.

MVP: Ivan Perisic


Polen - Nordirland 1:0 (0:0)

Nordirland war die bislang passivste Mannschaft in diesem Turnier. Wie in der Vorschau angekündigt, ließen sie die Polen bis weit in ihre eigene Hälfte hinein gewähren. Laut offizieller Aufstellung der UEFA waren die Nordiren mit einer Viererkette angetreten, doch schon das Spielermaterial mit vier nominellen Innenverteidigern (McAuley, Evans, Cathard, McNair) und drei zentralen Mittelfeldspielern (Baird, Norwood, Davis) ließ auf die tatsächliche Spielweise schließen. Verteidigt wurde mit fünf bis sechs Mann in der hinteren Kette, aus welcher ballnah herausgerückt wurde. Trotz der schieren Anzahl an Verteidigern war die horizontale Kompaktheit ein instabiles Gut. Sobald die Polen das Tempo anzogen, konnten sie die Flügel vergleichsweise einfach bespielen.

Allerdings zeigten die Bialo-Czerwoni nicht die nötige Geduld. Statt die Angriffe über außen konsequent auszuspielen, wurden zu oft frühzeitig Flanken aus dem Halbfeld geschlagen, mit welchen die nordirischen Abwehrrecken keinerlei Probleme hatten. Dabei wurden diese Situationen sehr gut vorbereitet. Die Außenverteidiger Jedrzejczyk (links) und Piszczek (rechts) rückten weit mit auf. Während das Zusammenspiel von Jedrzejczyk und Kapustka meist in einer hohen Flanke endet, zeigten zumindest Piszczek und Blaszczykowski ihre von BVB bekannten Qualitäten. Sobald nämlich Kuba nach innen zog und Piszczek bis zur Grundlinie durchstieß, wurde es gefährlich. Dann nämlich wurden aus den hohen Hereingaben endlich flache Direktpässe. So entstand die erste große Chance für Milik (31‘) und auch dessen Tor (51‘), das von Kuba vorbereitet wurde.

Nordirland trifft mit der Ukraine im nächsten Spiel auf einen weiteren Gegner, der stark über die Flügel kommt. Bei allem Fokus auf die Defensive sollte aber auch ein Angriffsspiel entwickelt werden. Die Polen werden gegen Deutschland antreten, das gegen ebenjene Ukrainer schwächen in der Verteidigung der Außen offenbarte. Allerdings muss Polen konsequenter den Weg bis zur Grundlinie suchen.

MVP: Lukasz Piszczek


Deutschland - Ukraine 2:0 (1:0)

Deutschland ist gegen die Ukraine mit einem verdienten Sieg ins Turnier gestartet. Während es im ersten Durchgang phasenweise noch lichterloh brannte im deutschen Strafraum, verlief die zweite Hälfte dominanter und abgeklärter.

In der Defensive hatten die Deutschen große Probleme, die ukrainischen Flügelstars Konoplyanka und Yarmolenko in den Griff zu kriegen. Im Mittelfeld wurde auf die Verteidigungsseite verschoben, was große Räume im Zentrum offenbarte, welche die Ukrainer aber selten bespielten, und anfällig machte gegen Seitenwechsel. Bestes Beispiel hierfür ist die 37. Minute, als Yarmolenko von rechts auf Konoplyanka flankt, der am linken Fünfereck komplett blank steht. In Erinnerung geblieben ist die Szene wegen Boatengs Rettungsaktion. Gerade in der Viertelstunde vor der Pause lag der Ausgleich in der Luft. Eine Dreierkette hätte mit mehr Kompaktheit in der horizontalen für mehr Sicherheit auf den Flügeln gesorgt.

Gleichzeitig zeigte sich die deutsche Mannschaft im Angriff zu ungeduldig. Selten wurde der Ball bis an den gegnerischen Sechszehner getragen, stattdessen wurden viele weite Bälle in die organisiert stehende ukrainische Defensive oder unerreichbar auf die Außen geschlagen. Sobald die Ukrainer aber ihre Ordnung verließen, fanden solche Zuspiele ihr Ziel. Grandios war beispielsweise der Pass von Kroos auf Khedira, als die Ukrainer nach einer abgewehrten Ecke ungeordnet ins Pressing gingen (23‘). Solche Fehler hätten mit Anspielen zwischen die Ketten viel häufiger forciert werden müssen. Stattdessen wurden einige Flanken – auch aus dem Halbfeld – geschlagen, die für eine deutsche Nationalmannschaft erstaunlich häufig zumindest für Unruhe sorgten. Dabei war Hector auf Links deutlich präsenter als Höwedes auf der Gegenseite.

Die offensive Viererkette kam selten ins Zusammenspiel. Özil, nominell im Zentrum aufgestellt, realtaktisch aber eher seine Rolle mit dem rechts postierten Müller tauschend, war nicht präsent. Müllers beste Aktion war eine Kopfballablage auf den diagonal einlaufenden Hector (12‘). Draxler schaffte auf Links mit seinen Bewegungen Platz für Draxler. Götze war sehr beweglich, allerdings eher in die Breite und zurückfallend als mit vertikalen Nadelstichen.

In der zweiten Halbzeit war dann mehr Ordnung im deutschen Spiel. In der Viertelstunde nach Wiederanpfiff kamen Draxler, Kroos und Khedira zu mehreren teils gefährlichen Distanzschüssen aus dem Zentrum. Danach wurde die gewohnte Dominanz entwickelt. Mit sauberer Ballzirkulation vor dem Strafraum wurde die ukrainische Defensive dauerhaft beschäftigt. Jetzt war auch häufiger das mannorientierte Herausrücken der Ukrainer zu beobachten. Die entstehenden Lücken wurden zwar bespielt, allerdings wurde zu wenig der Abschluss gesucht und weitere Kombinationen im Strafraum scheiterten an zu engen Laufwegen. Nun war auch Özil in zentralerer Position besser im Spiel.

Wirklich gefährlich wurde es aber meist nur aus der Umschaltbewegung nach Ballgewinnen. Gleich dreimal öffnete Götze mit raumgreifenden Dribblings das Spiel. Einmal schloss er nach einem Lauf über Rechts selbst ab (74‘), die anderen Male spielte er nach einem Vorstoß über links Querpässe in die Mitte auf Müller (75‘) bzw. Schürrle (81‘). In der Schlussphase bewies das deutsche Team dann noch Konterqualitäten. Erst scheiterte Özil nach Steilpass von Kroos an Pyatov (87‘), dann vollendete der eingewechselte Schweinsteiger auf Vorlage von Özil einen mustergültig vorgetragenen Angriff über die linke Seite (90‘+2).

Die Ukrainer werden gegen Nordirland das Spiel machen müssen. Ihr Flügelspiel könnte der Dosenöffner sein. Deutschland dagegen muss gegen Polen auf den Außen besser verteidigen, die Dreierkette bleibt weiterhin eine sinnvolle Option. Im Offensivspiel sind die Sorgen wie immer am geringsten.

MVP: Toni Kroos
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Montag, 13. Juni 2016, 20:48

"Vorschau" Tag 4


Spanien - Tschechien

Tschechien ist ein wenig das Werder Bremen dieser EM, man versucht einfach mehr Tore zu schießen als der Gegner. Dank einer guten Offensive mit schnellem Zusammenspiel von Stürmer Necid, den Flügeln Gebre Selassie und Krejci sowie dem erfahrenen Rosicky ist das gegen Gegner auf Augenhöhe durchaus möglich. Das Problem der Tschechen: Spanien ist kein Gegner auf Augenhöhe. Die Tschechen spielen normalerweise ein mannorientiertes Pressing mit weit aufgerücktem Mittelfeld, das die Spanier mit ihrer individuellen Klasse locker überspielen können. Dahinter steht Tschechien meist sehr offen und ist in der Defensive anfällig.

Spanien wird über Busquets aufbauen, der sich bisweilen hinter die Innenverteidiger Ramos und Pique zurückfallen lässt. Gegen Tschechien bietet der Titelverteidiger ein System mit asymmetrischen Außenstürmern auf. Nolito auf rechts ist eher ein klassischer Flügelstürmer, während Silva von rechts häufiger ins Zentrum ziehen und den Zehner geben wird. Es ist viel Zusammenspiel mit Iniesta und Fabregas zu erwarten.

Spanien ist klarer Favorit in diesem Duell. Die Tschechen sollten sich nach Rückstand darum bemühen, ein Debakel zu verhindern.

Mein Tipp – ESP 2:0 CZE


Irland - Schweden

Selten war eine Mannschaft so von einem einzigen Spieler abhängig wie Schweden von Ibrahimovic. Als hängende Spitze eingesetzt richtet sich alles nach ihm. Im Spielaufbau wird immer er gesucht, sei es flach mit kurzen Pässen oder hoch mit langen. Offensiv genießt er alle Freiheiten, weil seine Teamkollegen auf seine Genialität vertrauen. Einzige Auffälligkeit ist ansonsten die asymmetrisch angriffslustigere linke Seite (dabei spielt Lustig auf rechts). Källström kippt häufig hinter den durchbrechenden Außenverteidiger Olsson ab, der Flanken auf Berg und – natürlich – Ibrahimovic forcieren soll. Auch im Spiel gegen den Ball richtet sich alles nach dem Superstar. Läuft er den Gegner an, rückt der Rest der Mannschaft nach. Gönnt sich die Diva eine Pause, verhalten sich die anderen abwartend.

Irland begegnet dem mit einem 4-3-1-2, das sie auch beim Sieg gegen Deutschland eingesetzt haben. Sie werden versuchen, den schwedischen Spielaufbau frühzeitig zu stören, indem sie mit beiden Stürmern anlaufen. Hoolahan wird wohl Källström in Manndeckung nehmen. Dahinter können sie gar nicht anders, als sich auf Ibrahimovic zu konzentrieren, was Larsson und Forsberg Freiräume geben wird. Ein irisches Aufbauspiel ist quasi nicht existent. Völlig ohne Not werden nach wenigen Pässen lange Bälle geschlagen, um dann Zweikämpfe um den zweiten Ball zu kreieren. Als Fatal könnte sich die Angewohnheit herausstellen, Pässe auf die für den Gegner simpel zu isolierenden Flügel zu spielen.

All Eyes on Zlatan! Der Spielausgang hängt voll und ganz davon ab, ob Ibrakadabra einen guten Tag hat und, wenn ja, inwieweit Irland ihn in Zaum halten kann.

Mein Tipp – IRL 1:1 SWE


Belgien - Italien

Noch nie war Italien so wenig Favorit wie bei diesem Turnier. Der Kader wirkt wie Stückwerk, nicht einmal die Formation ist klar. Gegen Belgien wird der Weltmeister von 2006 im 3-1-4-2 auflaufen, das erst in den letzten Testspielen eingeführt wurde. Damit wurde auf die anhaltenden Verletzungssorgen reagiert. Prunkstück der Squadra Azura ist und bleibt die Abwehr mit Barzagli, Bonucci und Chiellini, an denen schwer vorbeizukommen ist. Dazu haben sie mit de Rossi auf der Sechs noch einen echten Top-Spieler, das war es dann aber auch. Gerade was die Kreativität in der Offensive angeht, sieht es schlecht aus.

Belgien dagegen ist auf dem Sprung von Geheim- zum Mit-Favoriten. Über die letzten Jahre wurde eine komplette Mannschaft geformt, die nicht spektakulär, aber unheimlich stabil spielt. Aufgebaut wird bei den Belgiern meist über die Außenverteidiger, die dann den Außenstürmer anspielen (heute mit Fellaini statt Mertens). Diese können entweder selbst ins Dribbling gehen oder den bulligen Lukaku suchen, der dann auf De Bruyne oder einen der Sechser ablegt. Allerdings werden diese Optionen gegen die defensivstarken Italiener schwerer zu spielen sein als sonst. Selbes gilt für die häufig genutzten Flanken der Außenverteidiger aus den Halbräumen. Stattdessen werden die drei Offensiven, De Bruyne, Hazard und Fellaini/Mertens, häufig Räume mit einer Mischung aus Kombinationen und Dribblings überlagern.

Beide Mannschaften sind sich im Aufbauspiel übrigens recht ähnlich. Wie auch die Belgier nutzen auch die Italiener die Flügel zur Spieleröffnung und unterscheiden sich damit von vielen anderen Mannschaften, welche über die Sechser aufbauen. Durch deren langsames Nachrücken ist man in Normalfall gut gegen Umschaltbewegungen nach Ballverlusten abgesichert.

Wenn die Belgier mit einem ersten Symbolsieg ins Turnier starten möchten, werden sie ein Mittel finden müssen, um den italienischen Abwehrriegel zu durchbrechen. Die Squadra Azura ihrerseits kann nur erfolgreich sein, wenn sie ihr Sturmduo ausreichend ins Spiel bringt.

Mein Tipp – BEL 0:0 ITA
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Dienstag, 14. Juni 2016, 12:50

Vorschau: Österreich - Ungarn

Freut mich, dass es dir gefällt.
Fazit der Spiele von gestern kommt nach den heutigen Partien. Werde das Spiel der Österreicher leider nicht live sehen können, wenn's kein arger Grottenkick wird, geb' ich mir das ganze aber evtl. im Re-Live.


Am letzten Tag des ersten Gruppenspieltags greifen auch endlich unsere österreichischen Nachbarn ins Geschehen ein. Sie treffen dabei auf eine ungarische Mannschaft, die ihr taktisches Konzept an die beschränkten Fähigkeiten ihrer Einzelspieler anpasst. So sind die Magyaren bei eigenem Ballbesitz darauf bedacht, schnelle Konter des Gegners zu verhindern. Das erreichen sie zum einen dadurch, dass nur wenige Spieler ins Angriffsdrittel aufrücken, und zum anderen suchen sie vorne schnell den Abschluss, was folgenreiche Ballverluste verhindert. Unter diesen voreiligen Schüssen leidet allerdings die Qualität der Abschlüsse. Hat der Gegner den Ball, verhält sich Ungarn sehr passiv.

Österreich wird also das Spiel machen müssen, was ihnen mittlerweile mit aufbaustarken Innenverteidigern und ihren beiden Sechsern Alaba und Baumgartlinger gut gelingt. Gerade das Aufrück- und gegenseitige Absicherungsverhalten der beiden ist interessant zu beobachten. Den Angriffen liegt – wie übrigens auch bei den Ungarn – eine leichte Asymmetrie zur linken Seite zugrunde, weil hier mit Fuchs der flankenstärkere Außenverteidiger und mit Arnautovic der individuell stärkere Außenstürmer postiert ist. Außerdem ist es Alabas Sechserseite, der sich mit vielseitigen Bewegungen in die Offensive einschaltet. Janko ist im Zentrum stark bei Flanken, mit denen die Ungarn so ihre Probleme haben. Konzentrieren sie sich auf den Stürmer, öffnen sie Wege für die einrückenden Flügelstürmer. Das Pressing der Österreicher ist eines der stärksten, wenn nicht sogar das stärkste im Turnier. Seine einzige Anfälligkeit, nämlich gegen individuell starke Aufbauspieler, wird von den Ungarn kaum nutzbar sein.

Die Österreicher müssten sich gut auf ihr Auftaktspiel vorbereiten können, da sich Ungarn eher weniger an den jeweiligen Gegner anpasst. Wenn Alaba und Co. ihre gute Form auch nur ansatzweise bestätigen können, steht einem Sieg nichts im Wege.

Mein Tipp – AUT 2:0 HUN
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Dienstag, 14. Juni 2016, 20:54

Vorschau: Portugal - Island

Im letzten Spiel des ersten Spieltags steigt mit Island nochmal ein weiterer Neuling ins Turnier ein. Gegner sind Cristiano Ronaldos Portugiesen. Die Isländer spielen ein klassisches 4-4-2. Aufgebaut wird mit langen Bällen auf die nach außen abweichenden Stürmer, die dann in die Halbräume ablegen. Von dort werden häufig Standardsituationen oder Distanzschüsse forciert, entweder mit Pässen in die Mitte zu Sigurdsson oder durch ins Zentrum ziehende Flügel. So macht der linksfüßige rechte Mittelfeldspieler Gudmunsson des Öfteren den Robben. Aber auch aus dem Zusammenspiel der beiden Angreifer entstehen vielversprechende Aktionen. Der Fokus liegt aber auf der Defensive, wo Island mit den beiden Viererketten sehr kompakt steht. Schwachstelle sind aber die beiden Stürmer, die sich allzu häufig überspielen lassen.

Das werden auch die Portugiesen versuchen, indem Torwart Rui Patricio stark ins Aufbauspiel mit einbezogen wird, die beiden Innenverteidiger breit auffächern und so den eröffnenden Pass auf den Sechser ermöglichen. Superstar Cristiano ist für seine Mannschaft Fluch und Segen zugleich. Mit ihm in der Aufstellung spielt Portugal seinen Aufbau nicht konsequent zu Ende, sondern verlässt sich sehr auf seine Sprint- und Dribblingstärke. Im Spiel gegen den Ball nimmt CR7 zu selten Teil und macht so den Aufwand seiner Mitspieler teilweise wertlos. Überhaupt ist das hohe portugiesische Pressing sehr laufintensiv, sorgt aber für frühe Ballgewinne. Gerade in diesen Kontersituationen ist Ronaldo dann aber mit seiner individuellen Klasse Gold wert und sorgt für die nötige Gefahr.

Uns erwartet ein hochinteressantes Spiel, in den es spannend zu sehen sein wird, wie der klassische 4-4-2-Fußball der Isländer gegen das druckvolle Spiel der Portugiesen ankommen wird. Die Iberer sind natürlich Favorit.

Mein Tipp – POR 2:1 ISL
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Mittwoch, 15. Juni 2016, 04:07

Fazit Montag


Spanien - Tschechien 1:0 (0:0)


Obwohl dem Titelverteidiger nur ein Treffer gelang, kann das Offensivspiel als gelungen angesehen werden. Spanien baute mit aggressivem Gegenpressing enormen Druck auf und gewann unzählige Bälle bereits im vorderen Drittel. Deshalb war ein kontrolliertes Aufbauspiel aus der eigenen Hälfte nur selten zu beobachten. Wenn die Spanier ihren Angriff dann doch einmal ganz hinten beginnen mussten, war es meist Pique, der mit einer zügigen Aufrückbewegung den Ball bis vor die tiefstehenden tschechischen Reihen trug. Diese simple Methode des Raumgewinns ließ Busquets etwas blass wirken. Auch die Außenverteidiger hatten eine sehr hohe Grundposition. Wurde ausnahmsweise tatsächlich einmal durchs Zentrum aufgebaut, bat sich Iniesta häufig zwischen den Reihen an, um dann Schnittstellenpässe in den Strafraum zu forcieren. Allerdings entstand aus diesen Situationen aufgrund der Kompaktheit der Tschechen am Strafraum keine Gefahr. In der ersten Halbzeit ließ Tschechien den Gegner – beabsichtigt oder nicht – häufig bis in den Strafraum kommen, um dann mit ballnaher Verdichtung den Ball zu gewinnen.

Im zweiten Durchgang entwickelte Spanien dann die gewohnte Dominanz am Strafraum. Die Ballzirkulation verkam aber niemals zum Ballgeschiebe, sondern war immer dynamisch und von vielen verschiedenen Ideen geprägt. Interessant war dabei das unterschiedliche Verhalten der Flügelstürmer. Silva zog ein paar Mal zur Grundlinie und brachte Flanken herein (16‘ auf Morata), öfter zog er aber horizontal vor dem Strafraum nach innen, um im richtigen Moment die Schnittstelle zu bespielen (70‘ per Heber auf Alba). Auf der anderen Seite zog Nolito von weit außen ohne Ball mit Tempo diagonal in den Strafraum, um Anspiele von Iniesta oder eben Silva zu verarbeiten. Die seltenen Ausbrüche der Tschechen verteidigte Spanien trotz hoher Stellung souverän dank der individuellen Klasse von Pique und Ramos.

Wenn die Spanier diesen Flow beibehalten können, sieht es für die teils kopflos verteidigenden Türken ganz düster aus. Tschechien trifft mit Kroatien erneut auf eine spielstarke Mannschaft, wird selbst aber deutlich mehr Offensivaktionen haben.

MVP: Andres Iniesta


Irland - Schweden 1:1 (0:0)

„Der Spielausgang hängt voll und ganz davon ab, ob Ibrakadabra einen guten Tag hat“ – aber was für einen Tag hatte Ibrahimovic? Für jemanden, der den Mund so voll nimmt wie er (auf gut Deutsch: das Maul so weit aufreißt), keinen guten. Er zeigte sich recht divenhaft, war sehr bald genervt vom Spiel, dem Schiedsrichter, der Welt. Zu seiner Verteidigung soll aber gesagt sein, dass das uninspirierte Spiel der Schweden natürlich auch noch andere Gründe hatte. Mit Berg stand ein zweiter Stürmer auf dem Feld, der Ibrahimovic in seiner Spielweise zumindest ähnelt. Zwischen den beiden entstanden keinerlei Synergien. Nachdem in der 59. Minute Guidetti für Berg eingewechselt wurde, war sofort eine Veränderung im schwedischen Offensivspiel zu beobachten. Der dribbelstarke und technisch versierte Guidetti zeigte sich sehr viel beweglicher als sein Vorgänger und war ein echter Mitspieler für Zlatan. So ist es wenig verwunderlich, dass der Ausgleich per Eigentor nach einer Flanke von Ibrahimovic fiel, die Guidetti durch eine geniale Weiterleitung per Hacke ermöglicht hatte.

Den Iren gelang es relativ gut, die Dynamik aus Ibrahimovics Spiel zu nehmen. Auf seine ausschweifenden Bewegungen im Spielaufbau reagierten sie mit gut abgestimmten Übergabemechanismen, sodass auch die Flügelspieler Forsberg und Larsson über keine allzu großen Räume verfügten. Die gegen Deutschland erprobte 4-3-1-2-Formation mit Kompaktheit im zentralen Mittelfeld war der Schlüssel zum Erfolg. Brenzlig wurde es meist nur, wenn Olsson über die linke schwedische vorstieß. Vorteilhaft für die Iren war sicherlich auch der verletzungsbedingte Ausfall des zweiten schwedischen Außenverteidigers Lustig, der durch einen dritten Innenverteidiger ersetzt wurde (der eingewechselte Johannson belegte das Zentrum, Lindelöf rückte nach außen. Mit dem Ball zeigte Irland einen soliden Spielaufbau und entwickelte im vorderen Drittel seine Klasse. Hoolahan war mit seinen horizontalen Bewegungen sehr präsent, verteilte als echter Zehner die Bälle und belohnte sich mit seinem Treffer.

Für beide Teams stehen jetzt die beiden Schwergewichte auf dem Programm. Schweden sollte gegen die massive italienische Verteidigung mit Guidetti von Beginn an starten. Irland trifft mit Belgien auf einen mehrdimensionaleren Gegner.

MVP: Wes Hoolahan


Belgien - Italien 0:2 (0:1)

In nur 90 Minuten hat es die Squadra Azzurra geschafft, sich zurückzuspielen in den Kreis der Favoriten. Der Schachzug, im neu eingeführte 3-1-4-2 aufzulaufen, ist voll aufgegangen. Die Abwehr stand fast über die gesamte Spielzeit gewohnt sicher. In der ersten Halbzeit ließen die Italiener nur Distanzschüsse zu. Das defensive Triumvirat Bonucci, Chiellini und Barzagli hatte Belgiens Sturmspitze Lukaku voll im Griff, sodass dieser als Wandspieler kaum zu gebrauchen war. Ganz anders sah das bei Italiens Pelle aus. Die langen Eröffnungen der Innenverteidiger und de Rossi ließ er präzise auf die Flügelspieler prallen. Diese rückten sehr weit, teilweise bis in den Strafraum auf. Der linke Flügel wurde von Darmian und Giaccherini überlagert, gleichzeitig zeigte letzter aber auch Achterqualitäten mit Box-to-Box-Style. So erzielte er auch den Führungstreffer, indem er einen der Laserpässe von Bonucci im Strafraum technisch perfekt verarbeitete.

Die Belgier enttäuschten auf ganzer Linie und wirkten schlecht eingestellt. Fellaini war zwar ein Aktivposten und war neben Lukaku ein Element im Kopfballspiel, allerdings musste für ihn De Bruyne auf den rechten Flügel weichen und kam mit dieser Rolle nur mäßig klar. Der Wechsel Nainggolan gegen Mertens in der 62. Minute (Fellaini fiel auf die Acht zurück, De Bruyne rückte ins Zentrum) brachte mehr Variabilität ins Offensivspiel. Auch die viel zu späte Einwechslung des beweglicheren Origi für Lukaku stellte die Italiener vor neue Herausforderungen. Das Wegfallen von Nainggolan als Verbindungsspieler sorgte allerdings dafür, dass die offensiven Vier vom hinteren Sextett abgeschnitten waren. Mit Ball fanden bis auf Fellaini keine Nachrückbewegungen mehr statt und De Bruyne und Co. schalteten sich umgekehrt nicht mehr ins Ballgewinnspiel ein.

Italien trifft im nächsten Match auf Ibrahimovic und dessen schwedische Kollegen. Wenn sie Zlatan ausschalten, bleiben sie auf dem Weg zum Gruppensieg. Belgien dagegen muss sich gegen Irland rehabilitieren.

MVP: Graziano Pelle
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Mittwoch, 15. Juni 2016, 20:56

Vorschau Tag 6

Fazit der gestrigen Spiele folgt im Laufe des Tages.


Russland - Slowakei

Bevor am Abend wieder die Gruppe A dran ist, eröffnen Russland und die Slowakei den zweiten Spieltag. Während Russland mit einem Last-Minute-Treffer einen Punkt gegen stürmische Engländer ergatterte, musste sich die Slowakei trotz eines eigenen Treffers den Walisern geschlagen geben. Russland wird mit der gleichen Aufstellung antreten, bei der Slowakei gibt es drei Änderungen. Unter anderem hat sich Torschütze Duda seinen Platz in der Startformation verdient.

Die Russen werden sich auf ein komplett anderes Spiel als gegen England einstellen müssen. Während die Engländer quasi pausenlos den Weg nach vorne suchten, läuft das Spiel der Slowaken sehr viel rhythmischer ab. Das kommt der langsamen russischen Abwehr zugute, die das slowakische Offensivspiel aber keinesfalls unterschätzen sollte. Gerade mit Querpässen von den Flügeln entwickelte die Slowakei gegen Wales Gefahr und kam so auch zum zwischenzeitlichen Ausgleich. Außerdem hat Hamsik (fast) gezeigt, dass er mit einer Einzelaktion ein Spiel entscheiden kann. Russland wird aber auch darauf aus sein, die dynamischen, offensiven Ansätze aus dem Auftaktspiel in zählbares umzumünzen. Die Slowaken zeigten sich im Abwehrzentrum teilweise sehr anfällig.

Mit Blick auf die Tabelle und das abschließende Spiel gegen England brauchen die Slowaken eigentlich schon fast einen Sieg, um zumindest Platz drei zu erreichen. Gleichzeitig sind sie mit einer Niederlage komplett raus aus dem Rennen. Russland sollte ebenfalls auf Sieg spielen, könnte mit einem Unentschieden aber auch leben.

Mein Tipp – RUS 1:1 SVK


Rumänien - Schweiz

Rumänien musste sich im Eröffnungsspiel den gastgebenden Franzosen erst durch einen Treffer in der Schlussphase geschlagen geben. Am Sieg gekratzt haben die Rumänen aber keinesfalls. Die Schweiz vergab gegen Albanien viele Möglichkeiten, musste sich aber am Ende bei Torhüter Sommer für den geretteten knappen Sieg bedanken. Bei den Rumänen wird es gleich vier personelle Wechsel geben, vornehmlich in der Offensive, die Eidgenossen werden vorerst nichts an ihrer Formation ändern.

Im ersten Spiel zeigte die Schweiz nichts von ihrer Pressingstärke und ermöglichte so selbst den offensivschwachen Albanern einige hochkarätige Möglichkeiten. Das muss sich gegen die Rumänen, die im Abschluss wohl doch stärker einzuschätzen sind, ändern. Setzen die Schweizer ihren Gegner unter Druck, sollte Rumänien kaum zu Chancen aus dem Spiel heraus kommen. Auch die wenigen guten Möglichkeiten gegen Frankreich entstanden aus Standardsituationen, der Treffer gar per Strafstoß. Dafür gelang es Rumänien, das defensive Zentrum kompakt zu halten. Die Krux an der Sache waren die anfälligen Flügel. Die Schweizer haben mit offensiven Außenverteidigern das richtige Mittel, um diese Schwäche zu bespielen.

Mit einem Sieg würde die Schweiz vorzeitig ins Achtelfinale einziehen (es sei denn, Albanien gewinnt gegen Frankreich). Rumänien könnte sich wohl mit einem Remis abfinden, bliebe der zweite Gruppenplatz oder der Umweg über Platz drei doch im Rahmen des Möglichen. Ein Sieg würde die Chancen aufs Achtelfinale dennoch ungleich erhöhen.

Mein Tipp – ROU 0:1 SUI


Frankreich - Albanien

Payet hatte den Franzosen den Sieg im Eröffnungsspiel gerettet. Wie schon so oft war einem Gastgeber die Nervosität in der ersten Partie anzumerken. Albanien kam gegen schwache Schweizer zu einigen guten Chancen, zeigte sich in deren Verwertung aber kläglich. Bei den Albanern ersetzt Ajeti den gesperrten Cana in der Innenverteidigung, außerdem spielen Lila auf Rechts für Roshi und Memushaj für Xhaka. Deschamps wählt gegen den klaren Underdog eine offensivere Variante mit einer Doppelsechs aus Kante und Matuidi, der vermutlich weit vorrücken wird. In der Offensive werden jene Spieler belohnt, die Frankreich den späten Sieg brachten. Payet rückt vom Flügel auf die Zehn, auf den Außen sind Coman (rechts) und Martial (links) aufgestellt, die gegen Rumänien eingewechselt wurden.

Mit diesen drei nominellen Flügelspielern sind hohe Fluidität und zahlreiche Rochaden garantiert. Griezmann und Pogba sitzen nach ihrem individualtaktisch schlechten Auftritt und systembedingt nur auf der Bank. Ohne den häufig in die Sturmspitze einrückenden Griezmann sollte die Raumaufteilung deutlich besser sein als im Eröffnungsspiel. Mit den Bewegungen der drei dribbelstarken Flügelspieler können die manndeckenden albanischen Innenverteidiger aus den Zentrum herausgezogen werden, in welches dann einer der anderen oder Matuidi hineinstoßen können. Von Frankreich ist eine größere Dominanz zu erwarten als von der Schweiz, sodass die Albaner auf ihre langen Bälle zurückgreifen werden, auch um keine schnellen Konter zuzulassen.

Alles andere als ein Sieg der Franzosen wäre eine Sensation. Mit einem solchen hätte der Gastgeber dann auch sicher die K.-o.-Runde erreicht.

Mein Tipp – FRA 3:0 ALB
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Donnerstag, 16. Juni 2016, 01:04

Fazit Tag 5

Besser spät als nie ... Fazit zu den gestrigen Spielen kommt (hoffentlich) morgen früh/Mittag. Muss mir Russland - Slowakei noch anschauen.


Österreich - Ungarn 0:2 (0:0)

Ungarn hat mit dem Sieg gegen Nachbar Österreich für die erste große Überraschung des Turniers gesorgt. Dabei hätten ich die Magyaren beinahe den schnellsten Treffer der EM-Geschichte gefangen, doch Alaba traf aus der Distanz nur den Pfosten. Auch die zweite Chance gehörte dem Bayern-Star, als er im Strafraum einen Pass vom quer einlaufenden Arnautovic verarbeitete (10‘). Weitere Möglichkeiten hatten die Österreicher durch Junuzovic nach einer Kopfballablage von Janko (33‘) und durch Harnik, der am Fünfer eine scharfe Arnautovic-Hereingabe von links (nach Doppelpass mit Junuzovic) nicht verwerten konnte. Insgesamt war es eine gute erste Halbzeit, das Pressingkonzept wurde solide umgesetzt, insbesondere das Gegenpressing im Angriffsdrittel nach Ballverlusten war auffällig. Allerdings waren schon erste Schwächen zu erkennen, die im zweiten Durchgang schlimmer werden sollten.

Überraschend war eher der Druck, den die Ungarn erzeugten. Sie störten den Gegner schon weit in dessen eigener Hälfte. Gleichzeitig schafften sie es selbst, das österreichische Pressing passsicher zum umspielen. Dahinter waren bei Österreich die Abstände zwischen den Reihen zu groß. So gelang es Ungarn häufig, hohe Bälle auf Szalai zu spielen, der per Kopf in den Rückraum abzulegen, wo dann Überzahlsituationen entstanden. So entstand auch das 1:0. Szalai legte auf Kleinheisler ab, die beiden spielten einen doppelten Doppelpass und Szalai war durch. Szalai ließ sich jedoch auch im geordneteren Spielaufbau weit nach hinten und/oder außen fallen. Ansonsten orientierten sich die Spieler sehr nah an ihrer Grundposition. Die Österreicher schafften es dagegen nicht, diese Dynamik in Spiel zu bringen. Es war aber, wie erwartet, zu sehen, das der linke Flügel mit Fuchs und Arnautovic offensiv sehr viel stärker ist als der VfB-Flügel mit Klein und Harnik.

Die Ungarn dürften selbst überrascht davon sein, dass sie jetzt ganz dick drin sind im Rennen um die Achtelfinalplätze. Mit Island steht ihnen ein Gegner bevor, gegen den ihnen vor dem Turnier die größten Chancen ausgerechnet wurden. Österreich muss sich jetzt steigern und gegen Portugal einen Punkt, wenn nicht sogar drei holen.

MVP: Balazs Dzsudzsak


Portugal - Island 1:1 (1:0)

Auch das zweite Ergebnis in dieser Gruppe F ist ein unerwartetes. Die Isländer haben es tatsächlich geschafft, den Portugiesen ein Unentschieden abzuringen. Dabei setzte Portugal in der ersten Halbzeit genau das richtige Mittel gegen das isländische 4-4-2 ein – Schnittstellenpässe. Schnittstellen sind in keiner anderen Formation so viele vorhanden wie in dieser. Noch effektiver wurde diese Methode, weil Island in der Ordnung mit einer 6er-Kette auf der hinteren Linie stand, um gegen Flanken gewappnet zu sein. Durch das Bespielen der Schnittstellen entstanden allerdings arge Zuordnungsprobleme, sodass Portugal zu vielen unbedrängten Flanken kam. Ein Beispiel dafür ist der Führungstreffer durch Nani, der eine Flanke von Gomes per Kopf einnetzte. Wendepunkt im Spiel war der frühe Ausgleich in der zweiten Halbzeit (50‘).

Gudmundsson hatte auf der rechten Seite alle Zeit zum Flanken, konnte sich den Ball in aller Seelenruhe auf seinen starken linken Fuß legen und im Zentrum orientierten sich Pepe und Carvalho an wem oder was auch immer, sodass Bjarnason völlig blank zum Abschluss kam. Danach offenbarte sich die große Schwäche des portugiesischen Spiels mit Ronaldo. Er riss das Spiel an sich und gab es nicht wieder her. Dabei versuchte er es fast ausnahmslos mit dem Kopf durch die Wand (passend zu seinen Freistößen). Statt den freien Nebenmann anzuspielen, erzwang er Schüsse aus unmöglichen Positionen, die nicht selten schon am direkt vor ihm stehenden Gegenspieler hängen blieben. Wie schon so häufig war auch seine Frustrationsgrenze nach dem Ausgleich sehr schnell erreicht. Portugal wechselte zwar die richtigen Spieler ein, allerdings viel zu spät. Renato Sanches (71‘) sorgte mit seinen Box-to-Box-Fähigkeiten für eine zusätzliche Vertikalität im Spiel. Die Isländer spielten dagegen ganz ruhig, ohne jemals Gefahr auszustrahlen. Zumindest gefühlt waren sie am ersten Spieltag die Mannschaft mit den wenigsten Torschüssen.

Wenn sie gegen Ungarn allerdings wieder so effizient sind, ist der überraschende Achtelfinaleinzug drin. Portugal trifft im Duell der fehlgestarteten Favoriten auf Österreich.

MVP: Nani
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Donnerstag, 16. Juni 2016, 14:44

Vorschau: England - Wales

Zum Zeitplan: Habe RUS - SVK noch nicht ganz schauen können, Zusammenfassung kommt also erst morgen zusammen mit der vom anderen Spiel der Gruppe B. Gleich nach Anpfiff dieser Begegnung kommt das Fazit zu den Spielen der Gruppe A online. Vorschau zu den Spielen der Gruppe C folgt danach. Morgen und am Wochenende habe ich dann endlich mal wieder richtig Zeit zum Aufholen.


Wales geht als Tabellenführer ins rein britische Duell mit den Nachbarn aus England. Das Spielermaterial verspricht eine Partie mit vielen Tempogegenstößen über die Außen. Bei England ist das sowieso zu erwarten, weil sie eh nichts anderes können. Das könnte sich wie schon gegen Russland als großes Manko erweisen. Personell ändert sich bei England zumindest schon mal nichts. Wales startet dagegen mit Ledley statt Edwards auf der Sechs und Robson-Kanu statt Williams im Angriff. Beide Wechsel wurden so gegen die Slowakei nach dem Ausgleich vollzogen und brachten den Siegtreffer.

Zwar zeigten sich die Waliser über die Flügel anfällig, wenn sie nicht geordnet waren, doch stand erst einmal die Fünferkette, war ein Durchkommen nur schwer möglich. In diesen Phasen müssten die Engländer das Tempo aus dem Spiel nehmen und sich strukturiert aufbauen, was sie aktuell aber nicht im Repertoire haben. Gleichzeitig bewies Gareth Bale in der Schlussphase gegen die Slowakei, dass er seine enorme Geschwindigkeit auch im Konterspiel mit der Nationalmannschaft einbringen kann. Die Engländer hatten schon den Russen einige Chancen erlaubt, weil sie nach Ballverlusten zu langsam in die eigene Ordnung zurückkamen. Dadurch waren die Abstände zwischen den Reihen zu groß. Genau diese Lücken konnte Wales schon gegen die Slowakei gewinnbringen bespielen und kam so zum Siegtreffer. Selbst wenn Bale und Co. also nicht im allerhöchsten Tempo angreifen, werden sie doch das ein oder andere Mal zum Abschluss kommen.

Wales ist in diesem Match aufgrund der Spielweise beider Mannschaften nicht der krasse Außenseiter, zu dem er gern gemacht wird. Mit einem Überraschungserfolg wären die Waliser sogar vorzeitig Gruppensieger. Die Engländer hätten zwar auch mit einem Unentschieden das Weiterkommen in der eigenen Hand, Ziel ist aber ganz klar der erste Platz.

Mein Tipp – ENG 1:1 WAL
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Donnerstag, 16. Juni 2016, 15:45

Fazit: 2. Sptg. Gruppe A

Rumänien - Schweiz 1:1 (1:0)

Die Schweiz spielte besser als gegen Albanien, zeigte sich aber erneut verschwenderisch in der Nutzung der eigenen Torchancen. Schon vor der Führung der Rumänen per Elfmeter (anders scheinen sie nicht zu Treffern zu kommen) hatte Seferovic, der bislang Chancentod des Turniers ist, zwei gute Möglichkeiten vergeben. In der Defensive bekamen die Eidgenossen die eigentlich offensivschwachen Rumänen nicht wirklich in den Griff. So konnte sich beispielsweise Chipciu, der sich sehr aktiv auf dem linken Flügel zeigte, gegen den erfahrenen Lichtsteiner durchsetzen, sein Schuss fand jedoch nicht das Ziel. Zielführend war bei den Schweizern immerhin die Erarbeitung der Möglichkeiten durch Bespielung der Schnittstellen im rumänischen 4-4-2.

Mehr Durchschlagskraft bekamen sie aber erst durch die Einwechslung von Embolo. Dieser hätte wohl ursprünglich für Mehmedi kommen sollen, nach dessen Ausgleichstreffer, der dank der Besetzung des Rückraums bei einer Ecke fiel, war jedoch kein Bedarf mehr für einen zweiten gelernten Stürmer. Deshalb ersetzte Embolo Seferovic. Embolo wurde kam zwar nur einmal gefährlich per Kopf zum Abschluss, konnte dafür aber viele Bälle festmachen, sodass Shaqiri und Mehmedi vermehrt ins Zentrum ziehen und LIchtsteiner und Rodriguez ihre gewohnt hohe Position auf dem Flügel einnehmen konnten.

Trotz des Unentschiedens wird die Schweiz wohl einen Punkt gegen Frankreich brauchen, um gesichert ins Achtelfinale zu kommen, denn die Rumänen werden gegen Albanien voll auf Sieg spielen. Beide dürfen sich aber auch Hoffnungen auf das Weiterkommen über Rang drei machen.

MVP: Blerim Dzemaili


Frankreich - Albanien 2:0 (0:0)

Frankreich war gegen Albanien mit anderer Formation und zunächst ohne Pogba und Griezmann angetreten. Obwohl grundsätzlich das richtige System gewählt worden war, war die taktische Ausrichtung die falsche. Payet, Coman und Martial waren vor dem Strafraum allein auf weiter Flur. Meist liefen sie sich gegen eine Überzahl an Gegenspielern fest, wenn es gut lief, sprang ein Freistoß dabei raus, der dann gefährlich auf Giroud geschlagen wurde (4‘, 36‘). Wenn sie dann aber doch mal in schnelle, kreuzende Bewegungen kamen, öffneten sich sofort Räume in der albanischen Viererkette. Allerdings war kein Spieler da, der diese hätte nutzen können. Die Sechser Matuidi und Kane waren bei eigenem Ballbesitz viel zu weit hinten postiert.

Deschamps erklärte das Experiment nach der ersten Halbzeit für gescheitert, brachte Pogba für Martial und kehrte ins gewohnte 4-3-3 zurück. Pogbas Präsenz machte sich sofort bemerkbar, wenn er auch selbst noch weit von einer guten Leistung entfernt war. In der Defensive agierte Frankreich jetzt druckvoller. Es wurde zunächst abgewartet und dann blitzartig mit mehreren Spielern der ballführende Gegner isoliert. Spielten die Albaner zu ihrem Torwart Berisha zurück, zwang ihn Giroud zu einem unpräzisen langen Ball. Albanien konnte sich nur noch selten befreien, war nur nach Standardsituationen aktiv, Frankreich kam regelmäßig zum Abschluss, jedoch fast ausschließlich durch Distanzschüsse oder nach Flanken. In der 90. Minute konnte der ebenfalls eingewechselte Griezmann eine solche Flanke zur späten Führung verwerten. Ein Freistoß von rechts war nach links abgewehrt worden, wo Rami nicht bedrängt wurde. In der Nachspielzeit besorgte Payet nach einem Konter den Endstand.

Frankreich hat das Achtelfinale erreicht und spielt im direkten Duell mit der Schweiz um den Gruppensieg. Deschamps wird sich wohl aufs 4-3-3 festlegen und höchstens sein Personal auf verschiedenen Positionen austesten. Albanien bräuchte ein echtes Wunder, um noch weiterzukommen, hat gegen Rumänien aber wohl die realistischste Chance auf einen Punktgewinn.

MVP: Dimitri Payet
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Donnerstag, 16. Juni 2016, 18:50

Vorschau: Gruppe C (2. Sptg.)


Ukraine - Nordirland

Die Ukraine spielte gegen Weltmeister Deutschland eine starke erste Halbzeit, kratzte zeitweise am Ausgleich. Nordirland war trat gegen Polen sehr passiv auf und kam kein einziges Mal gefährlich zum Abschluss. Um noch eine Chance aufs Weiterkommen zu haben, wird sich das im zweiten Spiel ändern müssen. Ändern wird sich deshalb auch die Aufstellung mit vier Wechseln, vornehmlich im Mittelfeld. Die Ukrainer tauschen dagegen nur den Stürmer aus.

Mehr wäre auch nicht nötig gewesen, denn gerade das erwartet starke Flügelspiel mit Konoplyanka und Yarmolenko sorgte immer wieder für Gefahr. Die Nordiren waren trotz vieler Verteidiger immer wieder anfällig über die Außen, wenn es schnell wurde, haben aber gegen die größte ukrainische Stärke, die Seitenwechsel, dank ihrer variablen, breiten Abwehrformation ein probates Mittel. Die Abwehr der Ukrainer wird gegen Nordirland nicht so sehr gebunden sein wie gegen die dominierenden Deutschen. Stattdessen werden sie sich vermehr in den Spielaufbau einschalten und deutlich höher stehen können.

Für Nordirland ist ein Sieg quasi die letzte Chance aufs Achtelfinale, da der Gegner im letzten Spiel Deutschland heißt. Aber auch die Ukraine sollte einen Dreier aus dieser Begegnung mitnehmen. Sollte es lange 0:0 stehen, könnte sich ein munteres Auf und Ab entwickeln.

Mein Tipp – UKR 1:0 NIR


Deutschland - Polen

Nach dem Auftaktsieg gegen die Ukraine trifft Deutschland am späten Abend auf den zweiten EM-Gastgeber von 2012. Die Polen konnten sich in ihrem ersten Spiel gegen tief stehende Nordiren durchsetzen. Trainer Nawalka sah deshalb keinen Handlungsbedarf, was das Personal angeht. Was sich jedoch ändern wird, ist die Aufstellung. Torschütze Milik wird auf dem linken Flügel auflaufen, dafür rückt Kapustka in Zentrum und gibt einen klaren Zehner. Bayern-Stürmer Lewandowski ist damit die einzige nominelle Spitze. Gegen Nordirland kam Polen meist nur über hohe Flanken in den Strafraum, deswegen macht die Verwendung des spielstarken Milik auf dieser Position absolut Sinn. Dazu ist man im Aufbauspiel weiterhin sehr variabel. Lewandowski weicht häufig weit nach hinten oder auf die Flügel aus. Milik kann jetzt von außen ins Zentrum ziehen oder situativ die Position mit Kapustaka tauschen.

In der deutschen Verteidigung wird wohl Hummels neben Boateng auflaufen und somit Torschütze Mustafi ersetzen. Der Systemwechsel der Polen lässt die Gedankenspiele über einen Wechsel zur Dreierkette hinfällig werden. Dennoch werden die Deutschen auf den Flügeln besser verteidigen müssen, das war die Schwachstelle gegen die Ukraine. Von den Polen sind weniger hohe Bälle zu erwarten als viel mehr schnelle Direktkombinationen und einrückende Außenspieler. In diesen Situationen muss die Zuordnung und Übergabe der Gegenspieler stimmen. Offensiv kann man auf der zweiten Hälfte aus dem Ukrainespiel aufbauen. Es sollten aber mehr Vertikalläufe in die Schnittstellen forciert werden. Wichtig dafür ist wie immer ein geduldiger Aufbau, um die sehr mannorientierten polnischen Innenverteidiger aus ihrer Position zu locken.

Die Polen verfügen mit Milik und Lewandowski über sehr viel mehr Durchschlagskraft und Abschlussstärke als die Ukraine und werden Fehler in der deutschen Defensive sofort bestrafen. Grundlage für einen deutschen Erfolg ist deshalb eine sichere Verteidigung. Wenn das Offensivspiel dann noch geduldiger und gleichzeitig variabler wird, sollte ein Sieg der Deutschen und der (evtl.) damit verbundene Achtelfinaleinzug der logische Schluss sein.

Mein Tipp – GER 2:1 POL
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Freitag, 17. Juni 2016, 20:45

Vorschau Tag 8


Italien - Schweden

Die Italiener gewannen gegen Belgien nicht nur das Spiel, sondern auch ihre Favoritenrolle zurück. Trotz des überzeugenden Auftritts wird es eine kleine Veränderung in der Aufstellung geben. Statt dem linken Flügelspieler Darmian wird Florenzi auflaufen, allerdings auf Rechts, er tauscht mit Candreva die Seiten. Bei den Schweden, die mit dem 1:1 zum Auftakt gegen Irland nicht zufrieden sein können, ist die wichtigste Änderung wohl der Wechsel von Berg zu Guidetti als Startstürmer neben Ibrahimovic. Außerdem spielt Johansson für den angeschlagenen Rechtsverteidiger Lustig und Ekdal statt Lewiki im Zentrum.

Guidetti in der Anfangsformation war die logische Folge nach seiner Einwechslung gegen Irland, die endlich den erhofften Schwung ins schwedische Spiel gebracht hatte. Mit seinem Hackentrick hatte Guidetti den Ausgleich eingeleitet. Dennoch wird es schwer werden, die italienische Verteidigung zu durchdringen. Im Gegensatz zum offensiven Linksverteidiger der Schweden, Olsson, ist Lustig-Ersatz Johansson gelernter Innenverteidiger. Italien hat mit dem 3-1-4-2 seine Formation gefunden. Der Spielaufbau über die passsicheren Innenverteidiger, insbesondere Barzagli funktionierte gut, im vorderen Drittel war dann nach Ablagen von Pelle viel Bewegung. Es ist bei der Turniererfahrung der Italiener nicht davon auszugehen, dass sie leistungsmäßig abbauen. Deshalb müsste Schwedens Hoffnungsträger Ibrahimovic schon einen außergewöhnlichen Tag erwischen, um mit seinem Team etwas reißen zu können.

Italien wird sich wohl nicht mit einem Remis zufriedengeben, sondern sich mit einem Sieg in Form für die K.-o.-Runde spielen wollen. Gegen den viermaligen Weltmeister kann Schweden gut mit einem Punkt leben, dann müsste im letzten Spiel gegen Belgien jedoch ein Sieg her.

Mein Tipp – ITA 2:0 SWE


Tschechien - Kroatien

Die Kroaten sind am ersten Spieltag eine der überzeugendsten Mannschaften gewesen. Obwohl sie gegen die Türkei nur mit 1:0 gewannen, kamen sie dank eines klaren Konzepts regelmäßig zu Abschlüssen. Anders erging es den Tschechen, die gerade im zweiten Durchgang von den spielstarken Spaniern eingeschnürt wurden. Tschechien wechselt zwei Spieler in der Startformation positionsgetreu. Auf dem rechten Flügel wird Skalak für Gebre Selassie auflaufen, im Sturm startet Lafata statt Necid. Kroatien vertraut derselben Elf wie gegen die Türkei.

Trotz der Dominanz der Spanier ließ Tschechien nur einen Gegentreffer zu. Die Verteidigung im Abwehrdrittel agierte sehr geschickt, verschob geordnet zum Ball und ließ keine einfachen Anspiele in den Strafraum zu. Andererseits gab es in diesem Bereich nur wenige Ballgewinne, weil der ballführende Gegenspieler immer nur soweit unter Druck gesetzt wurde, dass dieser in Bewegung bleiben musste und nicht selbst abschließen konnte. Gegen die weniger auf Ballbesitzt ausgelegten Kroaten wird jedoch eine aggressivere Spielweise gefragt sein. Kroatien wird wohl erneut ein sehr zielgerichtetes Flügelspiel aufziehen, das vor allem auf der rechten Seite den Außenverteidiger (Srna) miteinbezieht. Gleichzeitig war aber schon gegen die Türkei die zweite Stärke des kroatischen Spiels zu erkennen, das kreative Zentrum mit Modric und Rakitic, die gefährliche Aktionen mittig vor oder im Strafraum hatten.

Weil die Tschechen mehr in der Offensive gefordert sein werden als gegen Spanien, wird ihre Defensive anfälliger sein, da sie mehr vertikalen Raum zu verteidigen hat. Den Kroaten steht ein planvoller agierender Gegner als die Türken es waren gegenüber. Nach den ersten beiden Spielen in dieser Gruppe geht Kroatien als Favorit in dieses Duell.

Mein Tipp – CZE 1:2 CRO


Spanien - Türkei

Der Titelverteidiger geht mit einem souveränen Sieg im Rücken in das Duell mit der Türkei, welche gegen Kroatien zwar nur eine knappe, aber hochverdiente Auftaktniederlage hinnehmen musste. Die Türken waren taktisch sehr limitiert, agierten häufig kopflos und stehen jetzt mit dem Rücken zur Wand. Im Sturm soll dieses Mal Burak statt Tosun die wenigen sich bietenden Möglichkeiten verwerten. Spanien tritt mit derselben Mannschaft an wie gegen Tschechien, alles andere wäre auch überraschend gewesen.

Die Türken werden sich um mehr als hundert Prozent steigern müssen, wenn sie gegen den amtierenden Europameister etwas Zählbares mitnehmen wollen. Die Stabilität im Abwehrdrittel, welche die Tschechen in ihrem Spiel gegen Spanien vor weiteren Gegentoren bewahrte, ist der Mannschaft von Fatih Terim kaum zuzutrauen. Dem Team fehlt entweder die nötige taktische Intelligenz oder Vorbereitung, um auf diesem Niveau zu bestehen. Das sind die besten Gegebenheiten, um gegen die schnelle spanische Spielweise geradewegs in ein Debakel zu laufen. Auf der anderen Seite wird das hohe, aggressive Gegenpressing der Spanier der Türkei ein geordnetes Aufbauspiel nicht erlauben. Stattdessen sollte mit langen Bällen Stürmer Burak gesucht werden, der dann auf Turan ablegt, welcher der einzige ist, von dem entscheidende Offensivaktionen zu erhoffen sind.

Während Spanien mit einem Sieg den Achtelfinaleinzug perfekt macht, wäre die Türkei mit einer Niederlage so gut wie raus aus dem Turnier. Selbst mit einem Unentschieden würde es schon schwer genug werden, noch einen Platz unter den besten Gruppendritten zu ergattern.

Mein Tipp – ESP 3:0 TUR
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Samstag, 18. Juni 2016, 14:57

Vorschau Tag 9


Belgien - Irland

Nach der enttäuschenden Niederlage gegen Italien gibt es bei den Belgiern einige personelle Wechsel. So ersetzt zum Beispiel Dembele Nainggolan auf der Sechs. Auf dem rechten Flügel startet heute Ferreira-Carrasco, De Bruyne rückt ins Zentrum, Fellaini muss auf der Bank platznehmen. Die Iren tauschen gleich das ganze System. Um gegen die starken belgischen Außenspieler gewappnet zu sein, setzten sie heute auf ein 4-4-1-1 mit Long als einziger Spitze.

Das könnte das typische Aufbauspiel der Belgier über die Flügel etwas einschränken. Doch die Spieleröffnung war nicht das einzige Problem gegen Italien. Es fehlte vor allem an Kreativität. Wohl auch deshalb startet De Bruyne dieses Mal von Beginn an auf der Zehn, er tat sich auf dem rechten Flügel schwer. Ein wenig überraschend ist jedoch, dass Mertens erneut nicht in der Startelf steht. Die Iren haben gegen Schweden bewiesen, dass sie auch Offensivqualitäten besitzen, und auch heute könnten sie zu guten Abschlüssen kommen.

Beide Teams sind schon ein wenig auf einen Sieg angewiesen. Irland wird am letzten Spieltag gegen Italien keine Punkte eingeplant haben und Belgien wäre bei einem Unentschieden im heutigen Match immer noch Gruppenletzter.

Mein Tipp – BEL 1:0 IRL


Island - Ungarn

Mit Island und Ungarn stehen sich die beiden Überraschungsmannschaften des ersten Spieltags gegenüber. Die Underdogs in der Gruppe F wollen jetzt im direkten Duell einen großen Schritt in Richtung Achtelfinale machen. Island setzt auf dieselbe Elf wie gegen Portugal und wird mit seinem 4-4-2 wieder primär auf die Defensive setzen. Wie schon in der Zusammenfassung des ersten Spiels erwähnt, erarbeiteten sich die Isländer von allen Mannschaften gefühlt die wenigsten Torchancen. Die Portugiesen konnten der isländischen Abwehr immer dann gefährlich werden, wenn sie die Schnittstellen in den Ketten bespielten. Das ist jedoch ein Mittel, das die Ungarn nicht so gut beherrschen.

Sie erspielten sich ihre Möglichkeiten meist über einen langen Ball auf die einzige Sturmspitze Szalai, der dann in den Rückraum ablegt. Dieser Rückraum ist gegen Island allerdings gar nicht vorhanden, weil die beiden Viererketten so dicht hintereinander stehen. Dies dürfte wohl ein Grund sein, warum der ungarische Trainer Storck im Sturmzentrum Szalai herausnimmt und auf den dribbelstarken Priskin vertrauen wird. Ebenso startet auf dem linken Flügel Stieber, der über die gleichen Fähigkeiten verfügt, statt Nemeth. Das gegen Österreich so gut funktionierende Pressing wird gegen Island eine untergeordnete Rolle spielen, da dieser Gegner sowieso kein Ballbesitzspiel gewohnt ist.

Mit einem Sieg hätten die Ungarn den überraschenden Achtelfinaleinzug schon sicher, gewänne Portugal anschließend nicht gegen Österreich, wäre dies sogar gleichbedeutend mit dem sensationellen Gruppensieg. Allerdings könnten die Magyaren in ihrer Begegnung auch mit einem Unentschieden leben. Die Isländer brauchen aus den beiden verbleibenden Gruppenspielen mindestens zwei Punkte. Es ist wohl sicherer, gegen Ungarn und Österreich auf Sieg als gegen beide auf Unentschieden zu spielen.

Mein Tipp – ISL 0:1 HUN


Portugal - Österreich

Die beiden Favoriten dieser Gruppe sind mehr oder weniger desaströs ins Turnier gestartet und wollen im Spiel, was ursprünglich einmal das direkte Duell um den Gruppensieg sein sollte, Wiedergutmachung leisten. Bei den Österreichern gibt es gezwungenermaßen ein paar Änderungen. Der Gelb-Rot-gesperrte Dragovic wird von Prödl ersetzt, für den verletzungsbedingt ausfallenden Junuzovic rückt Alaba auf die Zehnerposition, ihn vertritt Ilsanker auf der Sechs. Statt Janko wird Sabitzer im Sturm auflaufen. Die gesamte österreichische Startelf hat übrigens Bundesligaerfahrung. Bei Portugal wird es zwei Änderungen geben. Ricardo Quaresma besetzt statt Joao Mario den rechten Flügel und auf der Sechs wird William Carvalho für Danilo Pereira starten.

Durch die Versetzung von Alaba auf die Zehn wird das Offensivspiel Österreichs voraussichtlich noch linkslastiger werden, als es ohnehin schon ist. Das muss jedoch nicht zwingend schlecht sein, immerhin war die linke schon gegen Ungarn die deutlich stärkere Seite. Nachteilig wird sich die offensivere Rolle Alabas auf die Defensive auswirken. Zu Beginn wird er die Wege nach hinten vermutlich noch mitgehen, doch über die volle Spielzeit wird er das, obwohl er es wahrscheinlich möchte, nicht leisten können. Anders als die Ungarn, die mit hauptsächlich über hohe Bälle vor den Strafraum kamen, behält Portugal den Ball bis ins Angriffsdrittel eher am Boden. Die Portugiesen dürfen sich gerade in schwierigen Phasen des Spiels nicht von Ronaldo abhängig machen. Wenn sie wie in der ersten Halbzeit gegen Island geschlossen als Mannschaft spielen, entfalten sie ihre wahren Stärken.

Österreich darf sich keine Niederlage leisten, das wäre beinahe gleichbedeutend mit dem Ausscheiden aus dem Turnier. Portugal dagegen hätte auch nach einer Punkteteilung noch gute Chancen auf den Gruppensieg. Beide Teams werden deshalb vor allem darauf bedacht sein, nicht zu viel Risiko einzugehen.

Mein Tipp – POR 1:1 AUT
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Samstag, 18. Juni 2016, 16:24

Fazit: Gruppe B, Sptg. 2


England - Wales 2:1 (0:1)


Der Last-Minute-Sieg Englands darf nur bedingt als verdient bezeichnet werden. Zwar verfügten die Engländer über weitaus mehr Spielanteile, es fehlten jedoch die Mittel, um regelmäßig Torgefahr auszustrahlen. Gerade einmal zwei gute Möglichkeiten erspielten sie sich, die kein Distanzschuss waren oder aus einer Standardsituation resultierten. Das war zum einen die erste Chance im Spiel durch Sterling nach einem schnellen Konter über Rechts und zum anderen das 2:1 in der Nachspielzeit, bei dem die englische Mannschaft zum allerersten Mal in diesem Turnier ihre große Stärke, den schnellen, direkten Kombinationsfußball ausspielte. Die restliche Spielzeit machte sich erneut das Fehlen eines Spielmachers bemerkbar. Rooney war zwar sehr aktiv und überall auf dem Platz zu finden, ist aber der falsche Mann für diese Rolle. Das führte dazu, dass England trotz des vielen Ballbesitzes keine Dominanz entwickelte, wie es etwa Spanien oder auch die deutsche Elf üblicherweise tun.

Die Ballzirkulation erfolgte anders als bei diesen Mannschaften nicht am gegnerischen Strafraum, sondern kurz hinter der Mittellinie. Allerdings waren die Waliser auch perfekt auf das englische Spiel eingestellt. Wissend, dass dem großen Nachbarn das Ballbesitzspiel nicht liegt, ließen sie sich weit in ihre kompakte Ordnung zurückfallen. Offensiv gingen sie kein Risiko ein, sorgten deshalb auch kaum für Torgefahr. Nur wenige Spieler rückten bei Angriffen nach und befanden sich dann vor dem Ball. Als zusätzliche Absicherung wurde bei Ballverlusten im vorderen Drittel sofort entschieden gegengepresst, um das schnelle Umschalten der Engländer zu unterbinden. Das Einzige, was sich die Waliser vorwerfen lassen müssen, ist die mangelnde Zahl der Entlastungsangriffe im zweiten Durchgang.

England hat durch den späten Sieg das Steuer in der Gruppe B wieder übernommen, ist mit einem Sieg gegen die Slowakei Erster und mit einem Remis immerhin sicher Zweiter. Aber auch Wales hat das Weiterkommen noch in der eigenen Hand und trifft mit Russland auf eine Mannschaft, die zwingend gewinnen muss.

MVP: Wayne Rooney


Russland - Slowakei 1:2 (0:2)

Die Slowakei war perfekt auf das Duell gegen Russland vorbereitet. Aus einer tiefen Grundordnung heraus wurden über Hamsik und Weiss immer wieder schnelle Tempogegenstöße gegen die langsamen russischen Abwehrspieler forciert. Doch nicht nur in den Sprints waren die Slowaken schneller als ihre Gegenspieler, sie waren auch wacher im Umschaltverhalten. So konnten sie hin und wieder Gleich-, wenn nicht sogar Überzahlsituationen, in der gegnerischen Hälfte schaffen, während sich der Großteil des russischen Teams noch im vorderen oder mittleren Drittel befand. Russland rückte gegen die kompakt stehende slowakische Mannschaft mit vielen Spielern auf, doch der Rückzug verlief alles andere als geschlossen. All diese Auffälligkeiten waren beim 1:0 durch Weiss auf Pass von Hamsik zu beobachten (32‘). Weiss ließ am Fünfer mit einem Haken zudem gleich zwei Russen aussteigen.

Auch beim 2:0 durch Hamsik waren die Russen nicht wach im Kopf. Hamsik konnte nach einem Eckball von links unbedrängt in den Strafraum ziehen, wo wiederum ein Haken im Zweikampf reichte. Der tolle Schuss war dann seiner individuellen Klasse geschuldet, auf welche die Slowaken schon im ersten Spiel gehofft hatten. Das russische Offensivspiel bekam erst durch Mamaev im zweiten Durchgang eine gewisse Ordnung. Hoffnung fürs abschließende Gruppenspiel machte die gute Schlussphase, als die Russen mit schnellen Kombinationen am und im Strafraum an die Spielweise von 2008 erinnerten. Beispielhaft dafür war der Anschlusstreffer, noch mehr aber die Möglichkeit für Glushakov kurz darauf (86‘).

Alles andere als ein Sieg gegen das defensivstarke Wales bedeutet für Russland das Ausscheiden. Die Slowakei sollte gegen Favorit England einen Punkt mitnehmen.

MVP: Marek Hamsik
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Sonntag, 19. Juni 2016, 03:58

Fazit: Gruppe D, Sptg. 2


Tschechien - Kroatien 2:2 (0:1)


Gegen die Spanier waren die Tschechen noch für ihr kompaktes Defensivverhalten gelobt worden, doch die Kroaten stellten sie vor größere, weil andere Herausforderungen. Das lag vor allem daran, dass Tschechien natürlich mehr Spielanteile hatte als gegen Spanien. Verloren sie aber den Ball, vollzogen die Kroaten ein gut abgestimmtes Umschaltverhalten, schwärmten geschlossen aus und kreierten so viele offene Aktionen. In der Verteidigung solcher Situationen hatte sich Tschechien schon in der Quali schwergetan und fand auch dieses Mal kein Mittel dagegen. Fast immer, wenn es schnell wurde, wurde es auch gefährlich. Die erste große Möglichkeit hatte Rakitic auf Vorlage von Brosovic nach einer von Perisic verpassten Hereingabe von Mandzukic (21‘). Seine zweite Chance leitete Rakitic selbst ein, indem er mit der Hacke einen Doppelpass mit Mandzukic forcierte (37‘).

Unmittelbar darauf kam Perisic unbedrängt in den Strafraum und durfte frei zum 1:0 abschließen. Dem 2:0 ging ein Fehlpass von Hubnik voraus, den Brosovic abfing und sofort zu Rakitic weiterleitete (59‘). Danach versuchten die Tschechen mit vielen kleinen Fouls das Momentum aus dem kroatischen Spiel zu nehmen, was ihnen mit zunehmender Spielzeit immer besser gelang. Mit Modric musste auch noch der Spielmacher der Kroaten eine halbe Stunde vor Schluss verletzungsbedingt raus. Das kostete zusätzlich Ruhe und Kontrolle, weil die Ballzirkulation durch die kroatische Viererkette nicht gut funktionierte. So kam Tschechien zum Anschlusstreffer durch den eingewechselten Skoda, der eine unbedrängt abgegebene Rosicky-Flanke verwertete (76‘). Danach war die kroatische Souveränität vollends dahin und nach der Pyro-bedingten Unterbrechung erzielte Necid per Strafstoß den Ausgleich für die Tschechen.

Das ist zwar ein Rückschlag für die Kroaten, sie sollten aber dennoch in die K.-o.-Runde einziehen, wo sie eine gute Rolle spielen werden, denn auch in diesem Spiel zeigten sie wieder ihre vielseitigen Offensivmöglichkeiten. Die Tschechen haben sich mit dem Comeback Selbstvertrauen für das Duell mit der Türkei geholt, wo sie zwingend auf einen Sieg angewiesen sind.

MVP: Ivan Rakitic


Spanien - Türkei 3:0 (2:0)

Die Türkei präsentierte sich gegen die klar favorisierten Spanier eine halbe Stunde lang überraschend gut. Defensiv stand man mehr oder sicher und nach Ballgewinnen versuchte man erst gar nicht, sich mit dem spanischen Gegenpressing auseinanderzusetzen. Stattdessen wurden die Bälle sofort in Richtung Burak geschlagen, dem es meist gelang diese Bälle festzumachen, bis die Mannschaftskameraden nachgerückt waren. Da die Spanier mit beiden Innenverteidigern sehr hoch standen, kamen die Türken ein paar Mal in offene Stellungen, die sie allerdings schlecht ausspielten. Außerdem lösten Ramos und Pique diese Situationen wie schon gegen Tschechien über ihre Klasse oder im Notfall über (taktische) Fouls. Knackpunkt war dann aber der durch individuelle Stellungsfehler begünstigte Doppelschlag der Spanier mit Toren durch Morata (34‘) und Nolito (37‘).

Danach entwickelte Spanien die gewohnte Dominanz. Dass beide Treffer über die linke Seite entstanden, war kein Zufall, denn das spanische Spiel war sehr linkslastig. Der Rechtsaußen Silva hatte eine sehr viel zentralere Grundposition als noch im ersten Spiel und Fabregas ging häufig den Weg bis auf den linken Flügel. Zwar wurde der Ball auch immer wieder zum hoch stehenden Rechtsverteidiger Juanfran herauszirkuliert, so gut wie alle Angriffe wurden jedoch über links und sein Gegenüber Alba gestartet. Nach dem 3:0 durch Morata gleich nach der Pause (48‘) hatten die Türken Glück, dass sich die Spanier mit diesem Ergebnis zufriedengaben, ansonsten hätte die Niederlage wohl noch sehr viel höher aussehen können.

Spanien hat mit dem Sieg den Achtelfinaleinzug gesichert und spielt am letzten Spieltag gegen Kroatien um den Gruppensieg. Die Türkei hat nur noch eine minimale Chance, sich über den dritten Platz für die K.-o.-Runde zu qualifizieren. Allerdings sollten dafür gegen Tschechien einige Treffer erzielt werden.

MVP: Jordi Alba
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21

Sonntag, 19. Juni 2016, 11:01

Scootas EM-Studio

Ich finde für deine gehaltvollen Beiträge hast du Dir deutlich mehr Aufmerksamkeit verdient. Chapeau. :thumbup: *win* :thumbsup: *hat*
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Mir scheint die Sonne aus dem Arsch! :thumbsup:

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22

Sonntag, 19. Juni 2016, 20:09

Fazit: Gruppe E, Sptg. 2

Uuh, jetzt hab' ich sogar meine eigene Rubrik! Ich bin noch nicht dazu gekommen, mir die Spiele der deutschen Gruppe C nochmal anzuschauen, deswegen kommt das Fazit dazu erst morgen, dafür dann aber gleich mit der Vorschau auf die Dienstagsspiele. Vor den letzten Spielen der Gruppe A kommen noch die Zusammenfassungen der gestrigen Begegnungen der Gruppe F.
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Italien - Schweden 1:0 (0:0)


Nachdem gegen Belgien die Taktik mit der kompakten Abwehr und den schnellen Kontern über Ablagen von Pelle auf die Flügel so hervorragend funktioniert hatte, gingen die Italiener mit diesem Plan auch ins Spiel gegen die in der ersten Partie so enttäuschenden Schweden. Italien zog dieses Konzept dann auch über die volle Spielzeit durch, obwohl es zumindest offensiv sehr ineffektiv war, weil auch Schweden nicht gewillt war, durch risikoreiches Angriffsspiel Räume im Rücken des Mittelfeldes preiszugeben. In den wenigen Situationen, in denen dann doch einmal schnelle Gegenstöße möglich waren, fehlte beiden Teams die Präzision. Ansonsten mangelte es an Geduld für einen sortierten Spielaufbau bis an des Gegners Strafraum.

Beide ließen den Ball zwar in tiefen Positionen zirkulieren, zogen dieses Passspiel aber nicht beharrlich durch, sondern schlugen recht bald den Ball unmotiviert in Richtung gedeckter Stürmer, wenn sich die Gegenspieler nicht aus ihrer Ordnung ziehen ließen. Mit mehr Fluidität im zweiten und dritten Drittel hätte man sicher mehr Anspielstationen schaffen können, doch beide Mannschaften schienen einer Punkteteilung zumindest nicht abgeneigt. Der späte Treffer durch Eder wurde durch die plötzliche Schlafmützigkeit und Passivität der schwedischen Abwehr erlaubt. Chiellini warf einen Einwurf schnell zu Zaza, der per Kopf auf Eder ablegte, welcher unbedrängt in den Strafraum ziehen und zum Abschluss kommen durfte.

Die Italiener sind nach diesem Sieg vorzeitig Gruppensieger und können sich gegen Irland schon aufs Achtelfinale einstimmen. Schweden braucht gegen Belgien einen Sieg, zwei Punkte dürften nicht für einen Platz unter den besten vier Gruppendritten reichen.

MVP: Giorgio Chiellini
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Belgien - Irland 3:0 (0:0)

Mit diesem deutlichen Sieg konnten sich die Belgier nach der Auftaktniederlage gegen Italien ein wenig rehabilitieren. Dennoch konnten sie in der ersten Halbzeit noch nicht wirklich deutlich machen, warum sie für viele als mehr oder weniger geheimer Mitfavorit auf den Titel zählen. Zwar kamen sie häufig zum Abschluss, meist aber nur nach Standards oder hohen Hereingaben und fast immer ungefährlich. Dies sollte sich im zweiten Durchgang zumindest in einzelnen Aktionen, welche die Belgier jedoch fast ausnahmslos in Treffer ummünzten, ändern. Kurz nach der Pause fuhren sie mit De Bruyne einen Konter über die rechte Seite, Carrasco zog mit seinem Lauf in der Mitte die Vierkette auseinander, sodass Lukaku den Ball frei vor dem Tor verarbeiten konnte.

Überhaupt hatten die Iren bei schnellen belgischen Angriffen arge Zuordnungsprobleme. Beim 2:0 durfte der aufgerückte Witsel eine Flanke von Rechtsverteidiger Meunier unbedrängt einköpfen. Der Treffer zum Endstand fiel dann wieder nach einem Konter, wieder über rechts, dieses Mal aber vorbereitet von Hazard, nachdem Meunier den Ball an der Eckfahne gewonnen hatte. Auf der anderen Seite kamen die Iren über Ansätze nicht hinaus und waren keine Gefahr fürs gegnerische Tor. Was gut funktionierte, war die Unterbindung des belgischen Aufbauspiels durch hohes Anlaufen deren Außenverteidiger.

Gegen die Schweden werden die Belgier wieder auf Konter setzen können, da sie auf einen Gegner treffen, der gewinnen muss, und sie selbst mit einem Unentschieden sicher weiter wären. Irland wird einen Weg finden müssen, das italienische Defensivbollwerk zu durchdringen, um noch eine Chance aufs Achtelfinale zu haben.

MVP: Thomas Meunier
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Sonntag, 19. Juni 2016, 20:46

Vorschau: Gruppe A (Sptg. 3)

Schweiz - Frankreich (ZDF)

Wäre nicht der Gastgeber beteiligt, das Spiel hätte bestes Potenzial für einen Langweiler, denn mit einem Unentschieden wären beide sicher weiter. Mit einem Sieg könnten die Schweizer den Franzosen noch den Gruppensieg wegschnappen, andersrum mit einer Niederlage noch auf Platz drei fallen. Sie werden deshalb wahrscheinlich kein allzu hohes Risiko eingehen. In der Sturmspitze hat Seferovic nach seinen zahlreichen vergebenen Möglichkeiten wohl das Vertrauen verloren, für ihn startet Embolo.

Auch von den Franzosen wird alles andere als ein Sturmlauf zu erwarten sein. Dennoch werden sie ihrem Publikum einen Sieg schenken wollen. Dieser wird aber wohl eher mit kontrolliertem Spielaufbau als mit kraftaufwendigem Konterspiel zustande kommen. Volksheld Payet wird schon fürs Achtelfinale geschont, Coman spielt wieder von Beginn an. Im Mittelfeld spielen dieses Mal Cabaye auf der Sechs und Sissoko sowie Pogba auf den Achterpositionen.

Selbst bei einem Rückstand werden die Schweizer nicht die Brechstange auspacken, da sie sich ja immer noch über den dritten Platz fürs Achtelfinale qualifizieren können. Frankreich wird versuchen, mit geringem Aufwand zu einem Sieg zu kommen.

Mein Tipp – SUI 0:1 FRA


Rumänien - Albanien (Sat.1)

Um noch die K.-o.-Runde zu erreichen, sind die Rumänen und Albaner beide auf das angewiesen, was sie am wenigsten können – Offensivspiel. Beide brauchen einen Sieg, die Albaner sowieso und die Rumänen werden mit weniger als drei Punkten kaum unter die vier besten Gruppendritten kommen. Rumänien hat sogar noch die Chance auf den zweiten Gruppenplatz.

Ein schönes Beispiel für die Harmlosigkeit im Angriff ist die Tatsache, dass Rumänien im dritten Spiel zum dritten Mal mit einer anderen Sturmspitze startet. Alibec soll es diesmal richten. Die Rumänen haben zwar schon zwei Turniertreffer, beides waren allerdings Strafstöße. Albanien steht noch ohne Tor da. Überraschend ist, das Kapitän Cana nach seiner Gelb-Rot-Sperre wohl nicht in die Anfangsformation zurückkehren wird.

Die Tabellenkonstellation sagt ein Offensivspektakel voraus, doch die traurige Wahrheit ist, dass hier zwei Mannschaften aufeinandertreffen, die sich keine Chancen erspielen können (Rumänien) und, wenn sie dann doch mal welche haben, diese kläglich vergeben (Albanien).

Mein Tipp – ROU 1:0 ALB
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Montag, 20. Juni 2016, 00:43

Fazit: Gruppe F, Sptg. 2

Um die Unsinnigkeit des Spieplans nochmal zu verdeutlichen: Die Albaner warten jetzt drei Tage, um zu erfahren, ob sie im Achtelfinale sind, nur um dann eventuell nochmal drei bis vier Tage auf ihr Spiel zu warten.


Island - Ungarn 1:1 (1:0)

Nach dem überraschenden Sieg gegen Österreich fanden sich die Ungarn auf Gruppenplatz eins wieder und hatten gegen Island bereits die Möglichkeit, das Achtelfinale perfekt zu machen. Allerdings trafen sie auf einen Gegner, der sehr viel mehr auf Defensive bedacht war als die Österreicher. Anders als die Portugiesen schafften es die Magyaren nicht, gezielt über die Schnittstellen im isländischen System anzugreifen. So waren es im ersten Durchgang die Isländer, welche die besseren Möglichkeiten hatten. Schon vor dem Führungstreffer per Strafstoß (39‘) hatte beispielsweise Gudmundsson eine gute Chance, als Island nach einem Ballgewinn in eine Vier-gegen-Vier-Situation gekommen war (31‘).

Mit der Führung im Rücken ließ es Island in der zweiten Halbzeit dann gemächlicher angehen. Es wurde nicht der schnelle Weg zum Tor gesucht, sondern eher mal der Kontakt zum Gegner, um schon im Mittelfeld zu Freistößen zu kommen, die allesamt hoch in den Strafraum geschlagen wurden. Die Ungarn spielten jetzt zielstrebiger. Kleinheisler war an fast jeder Offensivaktion beteiligt, Dzsudzsak zog häufig vom rechten Flügel nach innen und brachte zwei gefährliche Freistöße aufs Tor (68‘, 76‘). Bei Ungarn kamen dann mit Nikolic, Böde (beide 60‘) und Szalai (85‘) gleich drei körperlich starke Stürmer, während Dribbler Priskin das Spielfeld verlassen musste, um für mehr Präsenz im Strafraum zu sorgen. Kurz vor Schluss provozierte Nikolic mit seiner Hereingabe von rechts dann ein Eigentor, nachdem er von Nagy mit einem seltenen Schnittstellenpass bedient worden war (88‘).

Ungarn hat mit Portugal die schwierigste Aufgabe noch vor sich, Island spielt gegen Österreich. Beide haben das Glück, dass danach nur noch die Gruppe E spielt du sie so wissen, welche Ergebnisse fürs Achtelfinale reichen. Island wird mindestens einen Punkt brauchen, Ungarn könnte eventuell mit einer knappen Niederlage leben.

MVP: Laszlo Kleinheisler


Portugal - Österreich 0:0

Nach diesem Spiel können sich die Portugiesen nichts vorwerfen außer, dass sie aus ihrer Unmenge von teilweise hochkarätigen Möglichkeiten keinen einzigen Treffer machten. Gleichzeitig müssen sich die Österreicher bei ihrem Torwart Almer bedanken, der mehrere Schüsse von außerhalb und innerhalb des Strafraums abwehrte. Schon nach fünf Minuten hatte Portugal mehrere Chancen vorzuweisen. Das zog sich durch die gesamte erste Halbzeit. Ricardo Quaersma und Nani nutzten die Freiräume, die sich unweigerlich bieten, wenn man in einer Mannschaft mit Cristiano Ronaldo spielt. Die beiden waren ständig in Bewegung und überluden vor allem den linken Flügel.

Im zweiten Durchgang konzentrierte sich Österreich dann ausschließlich auf die Defensive, sodass Portugal trotz drückender Überlegenheit nicht mehr so häufig gefährlich zum Abschluss kam. Dennoch hatte allein Ronaldo genug Möglichkeiten, um für einen Kantersieg zu sorgen. Obwohl ihm die Frustration wie schon im ersten Spiel deutlich anzumerken war, behielt er dieses Mal einen klaren Kopf. Alle seine Aktionen hatten Sinn und Verstand und beinahe jede war gefährlich, es fehlte nur das Glück (oder wie beim Elfmeter die Nerven) im Abschluss.

Österreich muss das letzte Spiel gegen Island jetzt zwingend gewinnen und wird selbst dann wohl nur Gruppendritter, nämlich dann, wenn Portugal Ungarn schlägt. Glücklicherweise werden die Österreicher zu diesem Zeitpunkt relativ genau wissen, was sie tun müssen, um ins Achtelfinale zu kommen. Portugal ist mit einem Sieg sicher durch, mit einem Remis dürfte es schwierig werden.

MVP: Robert Almer
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25

Montag, 20. Juni 2016, 21:02

Vorschau: Gruppe B, Sptg. 3


Slowakei - England (ARD)

Der Last-Minute-Sieg gegen Wales brachte die Engländer, denen ein Unentschieden fürs Achtelfinale reicht und die den Gruppensieg in der eigenen Hand haben, in die Pole Position. Gegen die Slowakei gibt es einige personelle Änderungen. Während sich Vardy und Sturridge ihren Platz in der Startformation verdient haben, erhalten Rooney und Alli im zentralen Mittelfeld bereits eine Pause, außerdem werden beide Außenverteidiger getauscht. Den Slowaken könnte ein Punkt eventuell reichen, mit dreien wären sie sicher weiter. Ihre Aufstellung bleibt im Vergleich zum Sieg gegen Russland unverändert.

Es wird interessant zu sehen sein, ob Henderson und Wilshere, mehr Ruhe ins englische Spiel bringen, aber wirklich zu erwarten ist es nicht. Der Spielverlauf wird sehr davon abhängen, ob ein erstes Tor fällt und wer es erzielt. Sollte dies den Engländern gelingen, müssten die Slowaken mehr Risiko gehen, was der englische Konterstärke entgegenkäme. Treffen die Slowaken zuerst, könnten sie tiefer stehen und den Engländern die ungeliebte Rolle der spielmachenden Mannschaft zuschieben.

Obwohl die Engländer auf einigen Positionen mit der zweiten Wahl spielen, sind sie Favorit auf den Sieg im Spiel und in der Gruppe, weil sich die neuen Spieler beweisen wollen werden. Die Slowakei hat bewiesen, dass sie mit schnellen Angriffen aus einer kompakten Verteidigung heraus viel Gefahr erzeugen kann.

Mein Tipp – SVK 1:2 ENG


Russland - Wales (Sat.1)


Die Russen haben aus der letztendlich knappen Niederlage gegen die Slowakei gelernt und starten gleich von Beginn an mit Mamaev und Glushakov, die zur Halbzeit eingewechselt worden waren, im zentralen Mittelfeld. Sie hatten mehr Ordnung im Aufbau und Kreativität im Angriffsdrittel ins Spiel gebracht. Bei den Walisern kommt Stürmer Vokes zu seinem ersten EM-Einsatz.

Russland muss unbedingt gewinnen, ansonsten sind sie sicher draußen. Die letzte Viertelstunde aus dem Slowakei-Spiel macht Mut, dass es mit den dringend benötigten Toren etwas werden könnte. Allerdings spielen sie dieses Mal gegen eine normalerweise sehr stabile Verteidigung, die in diesem Turnier aber auch schon drei Gegentore kassierte und gegen England zeigte, dass sie mit schnellen Direktkombinationen zu überwinden ist.

Der Tabellenstand spielt Wales in die Karten. Die Russen müssen kommen, also kann Wales mit der Fünferkette tief in der Ordnung spielen und auf Konter lauern. Russland ist außerdem gewarnt, keine Freistöße aus zentraler Position zuzulassen.

Mein Tipp – RUS 1:2 WAL
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26

Dienstag, 21. Juni 2016, 11:31

Gruppe C: Fazit Sptg. 2 und Vorschau Sptg. 3

Endlich wieder was zur deutschen Mannschaft!


Ukraine - Nordirland 0:2 (0:0)

Als tiefstehende Mannschaft hatten es die Nordiren deutlich leichter, die beiden Stars der ukrainischen Mannschaft, die Flügelspieler Konoplyanka und Yarmolenko, in den Griff zu bekommen. Sie stellten sich dabei jedoch ausgesprochen clever an. Sobald einer der beiden auf Außen den Ball erhielt, wurde er sofort von zwei Spielern gestellt, meist vom jeweiligen Außenverteidiger und dem ballnächsten Mittelfeldspieler. Dadurch war der Weg auf dem Flügel versperrt und Konoplyanka/Yarmolenko wurden ins Zentrum gedränkt, wo sie ihre Dribbelstärke nicht zur Geltung bringen konnten.

Herausgespielte Chancen waren in diesem Spiel Mangelware, gefährlich wurde es nur nach Standards. So war es auch wenig verwunderlich, dass die Führung für Nordirland aus einem Freistoß resultierte. Norwood schlug den Ball aus dem linken Halbfeld weit in den Strafraum, McAuley köpfte ein. Auch danach war das Spiel der Ukrainer zu eindimensional. Die Nordiren verteidigten mit wenig Aufwand und kamen in der sechsten Minute der Nachspielzeit nach einem Konter durch den eingewechselten McGinn noch zum 2:0.

Die Ukraine ist nach dieser Niederlage als einzige Mannschaft nach dem zweiten Gruppenspieltag bereits ausgeschieden. Nordirland hat die einmalige Chance, mit einem Unentschieden oder sogar einer knappen Niederlage ins Achtelfinale einzuziehen. Gegen Deutschland wird das eigene Tor mit Mann und Maus verteidigt werden.

MVP: Gareth McAuley


Deutschland - Polen 0:0

Das „Spitzenspiel“ gegen Polen endete nach chancenarmen neunzig Minuten folgerichtig torlos. Die deutsche Defensive stand deutlich stabiler als noch im Auftaktspiel gegen die Ukraine, allerdings wurde in der Offensive erneut deutlich, dass noch die Fähigkeit fehlt, einen tief stehenden Gegner gewinnbringend zu bespielen.

Für die Polen war es gegen den Weltmeister ein Spiel mit ganz anderen Herausforderungen als noch gegen Nordirland, als man selbst das Spiel machen musste. Gegen Deutschland konnten die Bialo-Czerwoni auf ihre Konterstärke bauen. Umso überraschender war es, dass sie die deutsche Mannschaft in der Anfangsphase sehr hoch und mannorientiert pressten. Das Aufbautrio Boateng, Hummels und Kroos demonstrierte hierbei seine Pressingresistenz und konnte die anlaufenden Lewandowski und Milik sicher überspielen. Kroos hatte in dieser Phase eine gute Möglichkeit, nachdem er von Müller von der rechten Seite im Strafraum angespielt worden war (16‘). Danach fielen die Polen etwas weiter zurück, ließen die Deutschen bis in die eigene Hälfte kommen und verdichteten dann die Räume.

So gelangen mehr Ballgewinne, die dann aufgrund der höheren Position der deutschen Verteidiger in Konter umgemünzt werden konnten. Polen kam relativ häufig – auch in durchaus gefährlichen Positionen – zum Abschluss, jedoch wurden die Schüsse auffällig oft von Hummels und vor allem Boateng geblockt, sodass Neuer seltenst eingreifen musste. Deutschland hatte wiederum Probleme, aus dem vielen Ballbesitz Chancen zu kreieren. Der bedeutendste Grund dafür ist der Mangel an vertikalen Bewegungen im Angriffsdrittel. Auf dem linken Flügel zog Draxler als Rechtsfuß meistens nach innen und Hector brach kaum einmal bis zur Grundlinie durch. Im Zentrum zog es Özil häufiger horizontal nach links und auch Götze gelang es nicht, Tiefe zu schaffen. Müller musste für die notwendige Breite die rechte Außenposition halten und konnte nicht wirklich in den Strafraum ziehen. Er wurde auf seinem rechten Flügel ein wenig im Stich gelassen. Höwedes ist von Natur aus kein weit aufrückender Außenverteidiger und der Linksdrang von Özil tat sein Übriges.

Die Mitte der zweiten Halbzeit eingewechselten Schürrle (66‘ für Götze) und Gomez (71‘ für Draxler) sorgten zwar für mehr Vertikalität, allerdings reagierten die Aufbauspieler darauf mit langen Bällen, sodass die Verbindung zwischen den Reihen verloren ging. Gefährlich wurde die deutsche Mannschaft im zweiten Durchgang nur einmal, als Özil nach einem Konter und auf Pass von Schürrle den Ball aufs Tor brachte. Vorangegangen war dem eine gute Möglichkeit der Polen, die Milik vergab, weil er am Elfmeterpunkt den Ball nicht traf (69‘). Der gleiche Fauxpas war ihm schon per Kopf direkt nach der Pause unterlaufen (46‘). In beiden Situationen war Grosicki der Vorbereiter.

Polen hatte also durchaus Möglichkeiten, das Spiel für sich zu entscheiden, die Punkteteilung ist aber sicherlich das gerechte Ergebnis. Ausgehend davon, dass beide ihr letztes Spiel gewinnen, wird es ein Wettschießen um den Gruppensieg geben. Polen trifft dabei auf die bereits ausgeschiedene Ukraine, Deutschland auf Nordirland, das sich den dritten Platz ermauern wollen wird.

MVP: Jerome Boateng


Vorschau: Nordirland - Deutschland (ARD)

Nach dem Unentschieden im direkten Aufeinandertreffen müssen sich die Deutschen im Fernduell mit den Polen ein Wettschießen um den Gruppensieg liefern. Deutschland ist hierbei im Nachteil, weil sie mit Nordirland einen Gegner haben, für den es – anders als für die Ukraine – noch ums Achtelfinale geht und der dieses Ziel mit einem Unentschieden (sicher) oder gar einer knappen Niederlage erreichen kann. Allerdings geht die Elf von Jogi Löw mit einem Tor Vorsprung ins Rennen. Sollten bei Abpfiff beide Teams punkt- und torgleich sein, wäre die Mannschaft vorne, die weniger Gelbe Karten erhalten hat (Deutschland hat aktuell drei, Polen fünf). Wenn auch in dieser Kategorie Gleichstand herrscht, würde Deutschland aufgrund des höheren UEFA-Koeffizienten den ersten Platz belegen.

Die Nordiren werden ihr Tor mit Mann und Maus verteidigen. In der Offensive fehlen ihnen die Möglichkeiten und verständlicherweise auch ein Stück weit der Wille. Dennoch muss die deutsche Abwehr hellwach sein, um nicht einem Konter zum Opfer zu fallen. Deutschland wird in der Offensive die gesamte Breite des Spielfelds nutzen müssen, ansonsten kann Nordirland mit relativ geringem Aufwand das Zentrum zumachen. In der vordersten Reihe sollten dafür vier deutsche Spieler die nordirische Abwehrkette belegen. Dann können die Außenverteidiger der Deutschen in die Halbräume aufrücken. Der Spielaufbau könnte sich anders gestalten als gegen die bisherigen Gegner. Zur Verbindung der Flügel muss neben (wenn er spielt) Khedira auch Kroos weit aufrücken. Wenn Boateng und Hummels sinnvollerweise auch weit nach außen driften, ist es gut möglich, dass Neuer die Rolle des hinteren Spielmachers zufällt.

Das Aufbauspiel sollte aber sowieso kein Problem sein. Wichtig wird sein, mit viel Ballbesitzt am gegnerischen Strafraum Dominanz aufzubauen. Aus dieser Dominanz müssen dann aber endlich Chancen entstehen und das ist die Aufgabe, mit der das deutsche Team bei diesem Turnier bislang die größten Probleme hat. Mit Flanken aus dem Halbfeld wird den großgewachsenen Nordiren nicht beizukommen. Stattdessen müssen die Spieler in der vordersten Reihe in der Freilaufbewegung mit mehr Sprints Richtung Grundlinie und Tor Vertikalität schaffen, sodass Spieler wie Kroos und Özil die Schnittstellen bespielen können.

Wenn sich das deutsche Spiel nicht grundlegend verbessert, werden sich Jogis Jungs schwertun, gute Chancen zu kreieren. Die Nordiren wären mit einem 0:0 hochzufrieden und werden auch so spielen.

Mein Tipp – NIR 0:1 GER


Vorschau: Ukraine - Polen (Sat.1)

Die Ukrainer werden sich mit Anstand und, falls möglich, einem Treffer aus dem Turnier verabschieden wollen. Gleichzeitig wird sich der Aufwand im Rückzugsverhalten in Grenzen halten. Polen muss also trotz Favoritenrolle gar nicht zwingend das Spiel machen, sondern kann in der eigenen Hälfte die ukrainischen Angriffe abwarten und dann über Lewandowski und Milik kontern. Im Vergleich zu Deutschland werden es die Polen sicher einfacher haben, zu Toren zu kommen.

Mein Tipp – UKR 0:2 POL
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Dienstag, 21. Juni 2016, 11:32

Endlich wieder was zur deutschen Mannschaft!


Ukraine - Nordirland 0:2 (0:0)

Als
tiefstehende Mannschaft hatten es die Nordiren deutlich leichter, die
beiden Stars der ukrainischen Mannschaft, die Flügelspieler Konoplyanka
und Yarmolenko, in den Griff zu bekommen. Sie stellten sich dabei jedoch
ausgesprochen clever an. Sobald einer der beiden auf Außen den Ball
erhielt, wurde er sofort von zwei Spielern gestellt, meist vom
jeweiligen Außenverteidiger und dem ballnächsten Mittelfeldspieler.
Dadurch war der Weg auf dem Flügel versperrt und Konoplyanka/Yarmolenko
wurden ins Zentrum gedränkt, wo sie ihre Dribbelstärke nicht zur Geltung
bringen konnten.

Herausgespielte Chancen waren in diesem Spiel
Mangelware, gefährlich wurde es nur nach Standards. So war es auch wenig
verwunderlich, dass die Führung für Nordirland aus einem Freistoß
resultierte. Norwood schlug den Ball aus dem linken Halbfeld weit in den
Strafraum, McAuley köpfte ein. Auch danach war das Spiel der Ukrainer
zu eindimensional. Die Nordiren verteidigten mit wenig Aufwand und kamen
in der sechsten Minute der Nachspielzeit nach einem Konter durch den
eingewechselten McGinn noch zum 2:0.

Die Ukraine ist nach dieser
Niederlage als einzige Mannschaft nach dem zweiten Gruppenspieltag
bereits ausgeschieden. Nordirland hat die einmalige Chance, mit einem
Unentschieden oder sogar einer knappen Niederlage ins Achtelfinale
einzuziehen. Gegen Deutschland wird das eigene Tor mit Mann und Maus
verteidigt werden.

MVP: Gareth McAuley


Deutschland - Polen 0:0

Das
„Spitzenspiel“ gegen Polen endete nach chancenarmen neunzig Minuten
folgerichtig torlos. Die deutsche Defensive stand deutlich stabiler als
noch im Auftaktspiel gegen die Ukraine, allerdings wurde in der
Offensive erneut deutlich, dass noch die Fähigkeit fehlt, einen tief
stehenden Gegner gewinnbringend zu bespielen.

Für die Polen war
es gegen den Weltmeister ein Spiel mit ganz anderen Herausforderungen
als noch gegen Nordirland, als man selbst das Spiel machen musste. Gegen
Deutschland konnten die Bialo-Czerwoni auf ihre Konterstärke bauen.
Umso überraschender war es, dass sie die deutsche Mannschaft in der
Anfangsphase sehr hoch und mannorientiert pressten. Das Aufbautrio
Boateng, Hummels und Kroos demonstrierte hierbei seine Pressingresistenz
und konnte die anlaufenden Lewandowski und Milik sicher überspielen.
Kroos hatte in dieser Phase eine gute Möglichkeit, nachdem er von Müller
von der rechten Seite im Strafraum angespielt worden war (16‘). Danach
fielen die Polen etwas weiter zurück, ließen die Deutschen bis in die
eigene Hälfte kommen und verdichteten dann die Räume.

So gelangen
mehr Ballgewinne, die dann aufgrund der höheren Position der deutschen
Verteidiger in Konter umgemünzt werden konnten. Polen kam relativ häufig
– auch in durchaus gefährlichen Positionen – zum Abschluss, jedoch
wurden die Schüsse auffällig oft von Hummels und vor allem Boateng
geblockt, sodass Neuer seltenst eingreifen musste. Deutschland hatte
wiederum Probleme, aus dem vielen Ballbesitz Chancen zu kreieren. Der
bedeutendste Grund dafür ist der Mangel an vertikalen Bewegungen im
Angriffsdrittel. Auf dem linken Flügel zog Draxler als Rechtsfuß
meistens nach innen und Hector brach kaum einmal bis zur Grundlinie
durch. Im Zentrum zog es Özil häufiger horizontal nach links und auch
Götze gelang es nicht, Tiefe zu schaffen. Müller musste für die
notwendige Breite die rechte Außenposition halten und konnte nicht
wirklich in den Strafraum ziehen. Er wurde auf seinem rechten Flügel ein
wenig im Stich gelassen. Höwedes ist von Natur aus kein weit
aufrückender Außenverteidiger und der Linksdrang von Özil tat sein
Übriges.

Die Mitte der zweiten Halbzeit eingewechselten Schürrle
(66‘ für Götze) und Gomez (71‘ für Draxler) sorgten zwar für mehr
Vertikalität, allerdings reagierten die Aufbauspieler darauf mit langen
Bällen, sodass die Verbindung zwischen den Reihen verloren ging.
Gefährlich wurde die deutsche Mannschaft im zweiten Durchgang nur
einmal, als Özil nach einem Konter und auf Pass von Schürrle den Ball
aufs Tor brachte. Vorangegangen war dem eine gute Möglichkeit der Polen,
die Milik vergab, weil er am Elfmeterpunkt den Ball nicht traf (69‘).
Der gleiche Fauxpas war ihm schon per Kopf direkt nach der Pause
unterlaufen (46‘). In beiden Situationen war Grosicki der Vorbereiter.

Polen
hatte also durchaus Möglichkeiten, das Spiel für sich zu entscheiden,
die Punkteteilung ist aber sicherlich das gerechte Ergebnis. Ausgehend
davon, dass beide ihr letztes Spiel gewinnen, wird es ein Wettschießen
um den Gruppensieg geben. Polen trifft dabei auf die bereits
ausgeschiedene Ukraine, Deutschland auf Nordirland, das sich den dritten
Platz ermauern wollen wird.

MVP: Jerome Boateng


Vorschau: Nordirland - Deutschland (ARD)

Nach
dem Unentschieden im direkten Aufeinandertreffen müssen sich die
Deutschen im Fernduell mit den Polen ein Wettschießen um den Gruppensieg
liefern. Deutschland ist hierbei im Nachteil, weil sie mit Nordirland
einen Gegner haben, für den es – anders als für die Ukraine – noch ums
Achtelfinale geht und der dieses Ziel mit einem Unentschieden (sicher)
oder gar einer knappen Niederlage erreichen kann. Allerdings geht die
Elf von Jogi Löw mit einem Tor Vorsprung ins Rennen. Sollten bei Abpfiff
beide Teams punkt- und torgleich sein, wäre die Mannschaft vorne, die
weniger Gelbe Karten erhalten hat (Deutschland hat aktuell drei, Polen
fünf). Wenn auch in dieser Kategorie Gleichstand herrscht, würde
Deutschland aufgrund des höheren UEFA-Koeffizienten den ersten Platz
belegen.

Die Nordiren werden ihr Tor mit Mann und Maus
verteidigen. In der Offensive fehlen ihnen die Möglichkeiten und
verständlicherweise auch ein Stück weit der Wille. Dennoch muss die
deutsche Abwehr hellwach sein, um nicht einem Konter zum Opfer zu
fallen. Deutschland wird in der Offensive die gesamte Breite des
Spielfelds nutzen müssen, ansonsten kann Nordirland mit relativ geringem
Aufwand das Zentrum zumachen. In der vordersten Reihe sollten dafür
vier deutsche Spieler die nordirische Abwehrkette belegen. Dann können
die Außenverteidiger der Deutschen in die Halbräume aufrücken. Der
Spielaufbau könnte sich anders gestalten als gegen die bisherigen
Gegner. Zur Verbindung der Flügel muss neben (wenn er spielt) Khedira
auch Kroos weit aufrücken. Wenn Boateng und Hummels sinnvollerweise auch
weit nach außen driften, ist es gut möglich, dass Neuer die Rolle des
hinteren Spielmachers zufällt.

Das Aufbauspiel sollte aber
sowieso kein Problem sein. Wichtig wird sein, mit viel Ballbesitzt am
gegnerischen Strafraum Dominanz aufzubauen. Aus dieser Dominanz müssen
dann aber endlich Chancen entstehen und das ist die Aufgabe, mit der das
deutsche Team bei diesem Turnier bislang die größten Probleme hat. Mit
Flanken aus dem Halbfeld wird den großgewachsenen Nordiren nicht
beizukommen. Stattdessen müssen die Spieler in der vordersten Reihe in
der Freilaufbewegung mit mehr Sprints Richtung Grundlinie und Tor
Vertikalität schaffen, sodass Spieler wie Kroos und Özil die
Schnittstellen bespielen können.

Wenn sich das deutsche Spiel
nicht grundlegend verbessert, werden sich Jogis Jungs schwertun, gute
Chancen zu kreieren. Die Nordiren wären mit einem 0:0 hochzufrieden und
werden auch so spielen.

Mein Tipp – NIR 0:1 GER


Vorschau: Ukraine - Polen (Sat.1)

Die
Ukrainer werden sich mit Anstand und, falls möglich, einem Treffer aus
dem Turnier verabschieden wollen. Gleichzeitig wird sich der Aufwand im
Rückzugsverhalten in Grenzen halten. Polen muss also trotz
Favoritenrolle gar nicht zwingend das Spiel machen, sondern kann in der
eigenen Hälfte die ukrainischen Angriffe abwarten und dann über
Lewandowski und Milik kontern. Im Vergleich zu Deutschland werden es die
Polen sicher einfacher haben, zu Toren zu kommen.

Mein Tipp – UKR 0:2 POL
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28

Dienstag, 21. Juni 2016, 13:58

Gruppe C: Fazit Sptg. 2 und Vorschau Sptg. 3

Endlich wieder was zur deutschen Mannschaft!


Ukraine - Nordirland 0:2 (0:0)


Als tiefstehende Mannschaft hatten es die Nordiren deutlich leichter, die beiden Stars der ukrainischen Mannschaft, die Flügelspieler Konoplyanka und Yarmolenko, in den Griff zu bekommen. Sie stellten sich dabei jedoch ausgesprochen clever an. Sobald einer der beiden auf Außen den Ball erhielt, wurde er sofort von zwei Spielern gestellt, meist vom jeweiligen Außenverteidiger und dem ballnächsten Mittelfeldspieler. Dadurch war der Weg auf dem Flügel versperrt und Konoplyanka/Yarmolenko wurden ins Zentrum gedränkt, wo sie ihre Dribbelstärke nicht zur Geltung bringen konnten.

Herausgespielte Chancen waren in diesem Spiel Mangelware, gefährlich wurde es nur nach Standards. So war es auch wenig verwunderlich, dass die Führung für Nordirland aus einem Freistoß resultierte. Norwood schlug den Ball aus dem linken Halbfeld weit in den Strafraum, McAuley köpfte ein. Auch danach war das Spiel der Ukrainer zu eindimensional. Die Nordiren verteidigten mit wenig Aufwand und kamen in der sechsten Minute der Nachspielzeit nach einem Konter durch den eingewechselten McGinn noch zum 2:0.

Die Ukraine ist nach dieser Niederlage als einzige Mannschaft nach dem zweiten Gruppenspieltag bereits ausgeschieden. Nordirland hat die einmalige Chance, mit einem Unentschieden oder sogar einer knappen Niederlage ins Achtelfinale einzuziehen. Gegen Deutschland wird das eigene Tor mit Mann und Maus verteidigt werden.

MVP: Gareth McAuley


Deutschland - Polen 0:0

Das „Spitzenspiel“ gegen Polen endete nach chancenarmen neunzig Minuten folgerichtig torlos. Die deutsche Defensive stand deutlich stabiler als noch im Auftaktspiel gegen die Ukraine, allerdings wurde in der Offensive erneut deutlich, dass noch die Fähigkeit fehlt, einen tief stehenden Gegner gewinnbringend zu bespielen.

Für die Polen war es gegen den Weltmeister ein Spiel mit ganz anderen Herausforderungen als noch gegen Nordirland, als man selbst das Spiel machen musste. Gegen Deutschland konnten die Bialo-Czerwoni auf ihre Konterstärke bauen. Umso überraschender war es, dass sie die deutsche Mannschaft in der Anfangsphase sehr hoch und mannorientiert pressten. Das Aufbautrio Boateng, Hummels und Kroos demonstrierte hierbei seine Pressingresistenz und konnte die anlaufenden Lewandowski und Milik sicher überspielen. Kroos hatte in dieser Phase eine gute Möglichkeit, nachdem er von Müller von der rechten Seite im Strafraum angespielt worden war (16‘). Danach fielen die Polen etwas weiter zurück, ließen die Deutschen bis in die eigene Hälfte kommen und verdichteten dann die Räume.

So gelangen mehr Ballgewinne, die dann aufgrund der höheren Position der deutschen Verteidiger in Konter umgemünzt werden konnten. Polen kam relativ häufig – auch in durchaus gefährlichen Positionen – zum Abschluss, jedoch wurden die Schüsse auffällig oft von Hummels und vor allem Boateng geblockt, sodass Neuer seltenst eingreifen musste. Deutschland hatte wiederum Probleme, aus dem vielen Ballbesitz Chancen zu kreieren. Der bedeutendste Grund dafür ist der Mangel an vertikalen Bewegungen im Angriffsdrittel. Auf dem linken Flügel zog Draxler als Rechtsfuß meistens nach innen und Hector brach kaum einmal bis zur Grundlinie durch. Im Zentrum zog es Özil häufiger horizontal nach links und auch Götze gelang es nicht, Tiefe zu schaffen. Müller musste für die notwendige Breite die rechte Außenposition halten und konnte nicht wirklich in den Strafraum ziehen. Er wurde auf seinem rechten Flügel ein wenig im Stich gelassen. Höwedes ist von Natur aus kein weit aufrückender Außenverteidiger und der Linksdrang von Özil tat sein Übriges.

Die Mitte der zweiten Halbzeit eingewechselten Schürrle (66‘ für Götze) und Gomez (71‘ für Draxler) sorgten zwar für mehr Vertikalität, allerdings reagierten die Aufbauspieler darauf mit langen Bällen, sodass die Verbindung zwischen den Reihen verloren ging. Gefährlich wurde die deutsche Mannschaft im zweiten Durchgang nur einmal, als Özil nach einem Konter und auf Pass von Schürrle den Ball aufs Tor brachte. Vorangegangen war dem eine gute Möglichkeit der Polen, die Milik vergab, weil er am Elfmeterpunkt den Ball nicht traf (69‘). Der gleiche Fauxpas war ihm schon per Kopf direkt nach der Pause unterlaufen (46‘). In beiden Situationen war Grosicki der Vorbereiter.

Polen hatte also durchaus Möglichkeiten, das Spiel für sich zu entscheiden, die Punkteteilung ist aber sicherlich das gerechte Ergebnis. Ausgehend davon, dass beide ihr letztes Spiel gewinnen, wird es ein Wettschießen um den Gruppensieg geben. Polen trifft dabei auf die bereits ausgeschiedene Ukraine, Deutschland auf Nordirland, das sich den dritten Platz ermauern wollen wird.

MVP: Jerome Boateng


Vorschau: Nordirland - Deutschland (ARD)


Nach dem Unentschieden im direkten Aufeinandertreffen müssen sich die Deutschen im Fernduell mit den Polen ein Wettschießen um den Gruppensieg liefern. Deutschland ist hierbei im Nachteil, weil sie mit Nordirland einen Gegner haben, für den es – anders als für die Ukraine – noch ums Achtelfinale geht und der dieses Ziel mit einem Unentschieden (sicher) oder gar einer knappen Niederlage erreichen kann. Allerdings geht die Elf von Jogi Löw mit einem Tor Vorsprung ins Rennen. Sollten bei Abpfiff beide Teams punkt- und torgleich sein, wäre die Mannschaft vorne, die weniger Gelbe Karten erhalten hat (Deutschland hat aktuell drei, Polen fünf). Wenn auch in dieser Kategorie Gleichstand herrscht, würde Deutschland aufgrund des höheren UEFA-Koeffizienten den ersten Platz belegen.

Die Nordiren werden ihr Tor mit Mann und Maus verteidigen. In der Offensive fehlen ihnen die Möglichkeiten und verständlicherweise auch ein Stück weit der Wille. Dennoch muss die deutsche Abwehr hellwach sein, um nicht einem Konter zum Opfer zu fallen. Deutschland wird in der Offensive die gesamte Breite des Spielfelds nutzen müssen, ansonsten kann Nordirland mit relativ geringem Aufwand das Zentrum zumachen. In der vordersten Reihe sollten dafür vier deutsche Spieler die nordirische Abwehrkette belegen. Dann können die Außenverteidiger der Deutschen in die Halbräume aufrücken. Der Spielaufbau könnte sich anders gestalten als gegen die bisherigen Gegner. Zur Verbindung der Flügel muss neben (wenn er spielt) Khedira auch Kroos weit aufrücken. Wenn Boateng und Hummels sinnvollerweise auch weit nach außen driften, ist es gut möglich, dass Neuer die Rolle des hinteren Spielmachers zufällt.

Das Aufbauspiel sollte aber sowieso kein Problem sein. Wichtig wird sein, mit viel Ballbesitzt am gegnerischen Strafraum Dominanz aufzubauen. Aus dieser Dominanz müssen dann aber endlich Chancen entstehen und das ist die Aufgabe, mit der das deutsche Team bei diesem Turnier bislang die größten Probleme hat. Mit Flanken aus dem Halbfeld wird den großgewachsenen Nordiren nicht beizukommen. Stattdessen müssen die Spieler in der vordersten Reihe in der Freilaufbewegung mit mehr Sprints Richtung Grundlinie und Tor Vertikalität schaffen, sodass Spieler wie Kroos und Özil die Schnittstellen bespielen können.

Wenn sich das deutsche Spiel nicht grundlegend verbessert, werden sich Jogis Jungs schwertun, gute Chancen zu kreieren. Die Nordiren wären mit einem 0:0 hochzufrieden und werden auch so spielen.

Mein Tipp – NIR 0:1 GER


Vorschau: Ukraine - Polen (Sat.1)


Die Ukrainer werden sich mit Anstand und, falls möglich, einem Treffer aus dem Turnier verabschieden wollen. Gleichzeitig wird sich der Aufwand im Rückzugsverhalten in Grenzen halten. Polen muss also trotz Favoritenrolle gar nicht zwingend das Spiel machen, sondern kann in der eigenen Hälfte die ukrainischen Angriffe abwarten und dann über Lewandowski und Milik kontern. Im Vergleich zu Deutschland werden es die Polen sicher einfacher haben, zu Toren zu kommen.

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Dienstag, 21. Juni 2016, 16:12

Vorschau: Gruppe D, Sptg. 3


Kroatien - Spanien (ARD)


Mit Spanien und Kroatien treffen am letzten Spieltag der Gruppe D die zwei Mannschaften aufeinander, die spielerisch bisher den besten Eindruck gemacht haben. Spanien kann mit einer Punkteteilung den ersten Platz verteidigen. Kroatien wäre mit einem Unentschieden ebenfalls sicher weiter, doch der neue Modus eröffnet weitere Möglichkeiten. Mit dem zweiten Platz in der Gruppe würden die Kroaten im Achtelfinale auf Italien treffen. Sollten sie gegen Spanien verlieren, könnten sie auf Rang drei zurückfallen, die Gefahr auszuscheiden, wäre aber je nach Höhe der Niederlage (und abhängig von der vorher spielenden Gruppe C) nur sehr gering. Der Gegner hieße dann Frankreich oder Wales. Deshalb kann Kroatien das Spiel mit (leicht gebremstem) Risiko angehen und auf den Gruppensieg spekulieren.

Für Spanien sind die Kroaten der erste Gegner, der mit dem Ball wirklich etwas anfangen kann und tatsächlich kontergefährlich ist. Es wird spannend zu sehen sein, ob die Spanier darauf reagieren oder weiterhin mit sehr weit aufrückenden und andribbelnden Innenverteidigern spielen werden. Auf der anderen Seite muss die kroatische Abwehr beweisen, dass die zwei Gegentore gegen Tschechien nur ein Ausrutscher waren. Beide Teams können sich in diesem Spiel mit einem ernstzunehmenden Gegner für die K.-o.-Phase einspielen.

Mein Tipp – CRO 1:1 ESP


Tschechien - Türkei (Sat.1)

Diese Paarung hat die besten Voraussetzungen, eine torreiche zu werden. Es treffen zwei Mannschaften aufeinander, die gewinnen müssen und nicht gut verteidigen können. Die Tschechen wären mit einem Sieg fast sicher weiter, da sie entweder noch Gruppenzweiter werden würden oder aber die bessere Tordifferenz bzw. weniger Gelbe Karten (aktuell 2:7) im Vergleich mit der Slowakei hätten (in letzter Instanz auch den höheren UEFA-Koeffizienten). Ein Unentschieden wäre noch nicht das Ende, zum Achtelfinaleinzug bräuchte es aber dann doch arge Schützenhilfe aus den anderen Gruppen. Auf diese sind die Türken sowieso angewiesen. Sie brauchen einen Sieg mit mindestens zwei Toren Unterschied, um sich zumindest vor die Albaner zu setzen.

Die Türkei ließ in der Anfangsphase gegen Spanien Anzeichen von Torgefahr aufblitzen. Gegen die defensivschwachen Tschechen könnte es endlich zum ersten Turniertreffer reichen. Während diese gegen Spanien in einer tiefen Ordnung noch sicher standen, wurde gegen Kroatien klar, dass sie in einem gleichwertigeren Gegner mehr Probleme bekommen. Im offenen Duell mit der Türkei könnte das zu vielen gegnerischen Torabschlüssen führen. Offensiv fällt der Ausfall von Rosicky schwer ins Gewicht.

Mein Tipp – CZE 1:2 TUR
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Mittwoch, 22. Juni 2016, 12:52

Vorschau: Gruppe F, Sptg. 3

Obacht! Das „K.-o.-Duell“ zwischen Island und Österreich kommt bei Sat.1!


Island - Österreich (Sat.1)

Für Österreich gibt es nur einen einzigen Weg ins Achtelfinale und der führt über einen Sieg gegen Island. Die Isländer ihrerseits würden mit einer Niederlage ausscheiden. Die Begegnung der beiden hat also K.-o.-Charakter. Der Vollständigkeit halber sei gesagt, dass die genauen Platzierungen vom Ausgang der anderen Partie in der Gruppe F abhängt. Übrigens führt der zweite Platz in die schwierigere Hälfte des Turnierbaums, während Rang eins und drei die vermeintlich leichteren Gegner versprechen.

Zum Weiterkommen müssen die Österreicher ihren ersten Turniertreffer erzielen. Im Portugalspiel waren sie meist weit vom gegnerischen Tor entfernt, doch das wird sich gegen Island ändern. Allerdings fehlte es im österreichischen Offensivspiel schon gegen die eigentlich defensivschwächeren Ungarn an Kreativität und Durchschlagskraft. Die Isländer können sich tief in ihr bewährtes 4-4-2 stellen und den Gegner kommen lassen. Dennoch sollten hin- und wieder Ballbesitzphasen eingestreut werden, um die Abwehr zu entlasten. Mögliche Konter könnten Island sogar den Sieg bescheren, wenn sie zielstrebig zu Ende gespielt werden.

Die Vorzeichen für unsere österreichischen Nachbarn stehen alles andere als gut. Sie müssen gegen eine defensiv solide stehende Mannschaft einen Sieg erringen. Gegentore haben die Isländer bislang immer nach Schnittstellenbespielung kassiert. Das muss auch für Österreich der Weg zum Erfolg sein.

Mein Tipp – ISL 0:1 AUT


Ungarn - Portugal (ZDF)

Durch die Ergebnisse in den anderen Gruppen und die Belegung der jeweiligen dritten Plätze steht schon vor dem eigenen Spiel fest, dass die Ungarn vorzeitig das Achtelfinale erreicht haben. Völlig offen ist jedoch noch, über welchen Platz sie in die K.-o.-Phase einziehen. Wie schon in der Vorschau zum parallel laufenden Gruppenspiel erläutert, ist der Rang zwei der Weg in die schwierige Hälfte des Turnierbaums. Den könnte Ungarn mit einem Sieg gegen Portugal umgehen. Die Portugiesen dürfen dagegen auf keinen Fall verlieren, denn das wäre gleichbedeutend mit dem Ausscheiden. Gewinnen sie das Spiel, ist der Gruppensieg wahrscheinlich.

Portugal hat gegen Österreich bewiesen, was für eine enorme Offensivkraft in der Mannschaft steckt. Die Portugiesen waren nach dem zweiten Spieltag mit Abstand das Team mit den meisten Torschüssen. Großes Manko ist dabei die Chancenverwertung, denn bislang steht nur ein einziger Treffer zu Buche. Das wollen Ronaldo und Co. natürlich verbessern. An der grundsätzlichen Ausrichtung des portugiesischen Spiels muss sich dafür nichts ändern, fraglich wird nur sein, welches Personal die Aufgabe angehen wird. Ungarn darf vor der K.-o.-Phase nochmal risikofrei gegen einen größeren Gegner testen und diesem das Leben so schwer wie möglich machen. Die größte Frage in der ungarischen Aufstellung scheint zu sein, welcher der zahlreichen Stürmer den Vorzug erhält.

Portugal geht natürlich wieder als Favorit in das Spiel. Sollten die Ungarn allerdings überraschend in Führung gehen, wird es spannend zu sehen sein, wie die Portugiesen und insbesondere Cristiano Ronaldo auf den extremen Druck reagieren.

Mein Tipp – HUN 0:2 POR
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Mittwoch, 22. Juni 2016, 21:05

Vorschau: Gruppe E, Sptg. 3


Schweden - Belgien (ZDF)


Die Schweden brauchen für das Erreichen des Achtelfinals zwingend einen Sieg. Dann wären sie wahrscheinlich sogar Gruppenzweiter. Belgien darf sich nicht in Sicherheit wiegen, denn ganz durch ist der Einzug in die K.-o.-Phase noch nicht. Bei einer Niederlage und einer gleichzeitigen Überraschung der Iren wären die Belgier draußen. Mit einem Unentschieden wäre der zweite Gruppenplatz gesichert und das wäre wichtig, denn als Dritter würde man in die schwierigere Hälfte des Turnierbaums rutschen. Zur Vollständigkeit sei gesagt, dass Belgien auch mit einer Niederlage mit vier Toren Unterschied ausgeschieden wäre.

Außenverteidiger und Flügelstürmer Carrasco haben sich mit einer guten Leistung gegen Irland ihren Startplatz auf der rechten Seite der Belgier verdient. Bei den Schweden gibt es wieder einen Tausch des Sturmpartners von Ibrahimovic, Berg wird für Guidetti in die Formation rücken. Auf der Rechtsverteidigerposition vertritt weiterhin der eigentliche Innenverteidiger Lindelöf den verletzten Lustig. Da die Schweden offensiv spielen müssen, kann Belgien wieder auf Konter spielen. Dass sie das können, haben sie gegen Irland bewiesen. Alle drei Treffer fielen dort nach schnellen Tempogegenstößen.

Mein Tipp – SWE 1:2 BEL


Italien - Irland (Sat.1)

Irland muss gegen den viermaligen Weltmeister gewinnen, um in die K.-o.-Runde einzuziehen. Die Italiener sind ihrerseits schon sicher Gruppensieger, treffen im Achtelfinale auf Titelverteidiger Spanien und schonen deshalb heute schon einige Spieler. So spielt beispielsweise Ogbonna für Chiellini in der Abwehr, Motta ersetzt de Rossi auf der Sechs und Zaza sowie Immobile starten im Angriff. Sogar Buffon nimmt auf der Bank Platz und lässt Ersatzmann Sirigu ran. Auf der Gegenseite treten die Iren natürlich mit ihrer besten Elf an, zur der überraschenderweise nicht der bisher einzige Torschütze Hoolahan zählt. Die Formation ist die gleiche wie gegen Belgien, nämlich ein 4-4-1-1, das aber wohl von Beginn an offensiver interpretiert werden wird.

Das so dringend notwendige Tor wird für die Iren nicht leicht zu erzielen sein, da sich die zweite Garde der Italiener beweisen wollen wird. Irland muss die hohe Niederlage gegen Belgien aus den Köpfen bekommen und an die gute Leistung aus dem ersten Spiel gegen Schweden anknüpfen.

Mein Tipp – ITA 2:0 IRL
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Samstag, 25. Juni 2016, 02:04

Fazit: Gruppenspieltag 3, Teil 1

Ich werde nicht mehr alle Gruppenspiele nachholen können, deswegen werden sich die ausführlichen Analysen auf die Spiele der Mannschaften in der deutschen Turnierhälfte beschränken.


Schweiz - Frankreich 0:0

Frankreich und die Schweiz haben sich im abschließenden Gruppenspiel die Punkte geteilt, womit beide zufrieden sein können, da Frankreich so den Gruppensieg verteidigen und die Schweiz den zweiten Platz sichern konnte. Dass beide Mannschaften mit dem Ergebnis leben können, war in der zweiten Halbzeit deutlich zu sehen.

Dabei hatten vor allem die Franzosen sehr offensiv begonnen. Allein Pogba, der seine bislang beste Leistung ablieferte, aber immer noch nicht auf den Niveau ist, das man von ihm in dieser Saison bei Juventus schon gesehen hat, konnte nach zwanzig Minuten schon drei gefährliche Abschlüsse vorweisen. Zwei davon waren Distanzschüsse. Beim zweiten durfte er unbehelligt durchs Mittelfeld anlaufen und knallte den Ball an die Latte. Den ersten hatte ihm Griezmann aufgelegt, nachdem dieser von seiner linken Seite nach innen gezogen war. Diese inversen Bewegungen brachten ihn auch selbst zu Abschlüssen wie zum Beispiel in der 53. Minute, als er einen Doppelpass mit dem zurückfallenden Gignac spielte. Außerdem tauschte er oft mit dem rechts postierten Coman die Seiten. Coman hielt es konstant auf dem Flügel, das wurde besonders in der Abwehrarbeit deutlich, zu der er mit vielen Zweikämpfen am eigenen Sechzehner beitrug.

Nach der offensiven ersten Halbzeit zogen sich die Franzosen im zweiten Durchgang sehr viel weiter zurück und ließen die Schweizer kommen, denen aber schlicht und einfach die Ideen und die Risikobereitschaft fehlten. Zwar gab es lange Ballbesitzphasen für die Schweiz, allerdings fast nie mit Tempo und selten im dritten Drittel. Gefährlich wurden nur die Franzosen nach Kontern. Nach den Auswechslungen von Coman und Griezmann war es Sissoko, der die Tempogegenstöße über die rechte Seite anführte, nachdem er davor noch im Zentrum neben Pogba gespielt hatte. So bereitete er mit einer Flanke auch die größte Chance der zweiten Halbzeit vor, die der eingewechselte Payet, vom linken Flügel einlaufend an die Latte setzte.

Trotz des eher geringen Aufwands können die Franzosen ein paar Schlüsse für die K.-o.-Phase ziehen. Griezmann funktioniert zumindest im Zusammenspiel mit Gignac besser auf Links und im Zentrum gibt es mehr Optionen als Kante und Matuidi. Die Schweizer müssen im Achtelfinale endlich einen Weg finden, Chancen zu kreieren, denn an das letzte Elfmeterschießen denkt man in der Schweiz nur ungern zurück.

MVP: Moussa Sissoko


Nordirland - Deutschland 0:1 (0:1)


„Die Mannschaft“ hat das letzte Gruppenspiel gegen Nordirland trotz mangelnder Chancenverwertung hochverdient gewonnen und wird im Achtelfinale auf die Slowakei treffen. Doch auch Nordirland ist nach der knappen Niederlage in die K.-o.-Runde eingezogen und wird in einem UK-Duell den Walisern gegenüberstehen (Schiedsrichter wird übrigens ein Engländer sein).

Deutschland begann mit ein paar personellen Wechseln. Draxler fiel aus der Startelf, Gomez begann im Sturm, Götze rückte nach Links. Als Rechtsverteidiger wählte Löw mit Kimmich erstmals eine offensivere Variante. Die realtaktische Aufstellung war weder ein 4-2-3-1 noch das bislang eingesetzte 4-2-4-0 (mit Götze als falscher Neun), stattdessen war die Formation am ehesten als 2-4-1-3 bzw. 2-4-2-2 bzw. 2-4-3-1 zu beschreiben. Aufgrund der weit zurückfallenden Außenverteidiger der nordirischen Sechserkette, konnten Hector und Kimmich eine sehr hohe Grundposition einnehmen. Das erforderte im Spielaufbau ein breites Auffächern von Boateng und Hummels. Im Zentrum verband Kroos dieses große Viereck mit der Offensive. Khedira wirkte dagegen fehl am Platz und teilweise überflüssig, Weigl wäre eventuell die passendere Option gewesen. Das weite Aufrücken von Kimmich ermöglichte Müller eine zentralere Position, in der er seine Fähigkeiten als „Raumdeuter“ viel besser entfalten konnte. Götze verließ häufig seine linke Seite und tauchte rechts von Müller auf, sodass dieser noch mehr Freiräume hatte. Wenn Müller von rechts diagonal in den Strafraum zog, fiel Gomez an die Strafraumgrenze zurück.

So entstand auch der Siegtreffer (30‘), den Gomez selbst mit einer direkten Weiterleitung auf Müller eingeleitet hatte. Diese Weiterleitungen sorgten regelmäßig für weitere brandgefährliche Möglichkeiten (8‘ Özil auf Müller, 12‘ Müller per Zufall auf Götze, 23‘ Gomez per Brust auf Müller, 41‘ Özil auf Gomez). Besonders Özil, der auch häufig nach links oder halbrechts auswich, blühte in diesem System auf. Der Auftaktpass zur Weiterleitung kam nicht selten von Kimmich, der generell sehr viele Angriffe einleitete oder selbst vorbereitete (27‘ Flanke auf Müller, 52‘ Chip auf Götze, 82‘ Chip-Flanke auf Gomez). Bis zur Auswechslung von Götze in der 55. Minute konnte sich die deutsche Elf ganze zehn gefährliche Abschlüsse im Strafraum (meist zentral vor dem Tor) erarbeiten. Mit der Einwechslung von Schürrle kehrte man wieder in eine breitere Offensiv-Kette zurück, sodass im Zentrum häufiger die Anspielstationen für schnelle Kombinationen fehlten. Der Wechsel von Khedira zu Schweinsteiger (69‘) machte keinen Unterschied, beide blieben unauffällig. Defensiv wurden keinerlei Schwächen offenbart, die wenigen halbherzigen Konter der Nordiren verteidigten Boateng und Hummels durch ihre individuelle Klasse.

Nach dieser Leistung hat Kimmich gute Chancen, auch im Achtelfinale als Rechtsverteidiger aufzulaufen, weil er bei den Bayern ja auch seine Defensivqualitäten bewiesen hat. In der Offensive werden wir wohl wieder eine konservativere Formation sehen, da die Slowakei nicht durchgehend so tief verteidigen wird. Dennoch sind die Synergien zwischen Gomez, Götze, Müller und Özil nicht zu verkennen. Nordirland trifft mit Wales auf einen Gegner, der ebenfalls aus einer sicheren Defensive kommt.

MVP: Joshua Kimmich


Kroatien - Spanien 2:1 (1:1)

Mit dem Last-Minute-Sieg hat Kroatien den Spaniern nicht nur den Gruppensieg, sondern auch den damit verbundenen Platz auf der vermeintlich einfacheren Seite des Spielplans weggeschnappt. Die Kroaten spielen im Achtelfinale gegen Portugal, während Spanien in der Wiederauflage des letzten Endspiels auf die Italiener trifft.

Kroatien begann mit einem sehr hohen, aggressiven Pressing, das schon bei den gegnerischen Innenverteidigern begann. In den ersten Minuten zeigten sich die Spanier durchaus beeindruckt von dieser Herangehensweise, nutzten aber sehr bald die Lücken, die entstanden, wenn das kroatische Mittelfeld nicht energisch genug nachrückte. So entstand auch der spanische Führungstreffer (7‘). Mit einem einzigen Pass war die vorderste Reihe der Kroaten überspielt, sodass anschließend mit Tempo angegriffen werden konnte. Silva zog von rechts nach innen, spielte einen Schnittstellenpass auf den vertikal startenden Fabregas, der legte quer, Morata vollstreckte. Die Bewegungen von Silva und Fabregas waren typisch für ihr Verhalten in diesem Spiel. Silva belegte wieder einmal eine zentralere Grundposition, sodass Außenverteidiger Juanfran der einzige Spanier auf dem rechten Flügel war. Das hohe Pressing hatte jedoch nicht nur Nachteile für die Kroaten, sie erarbeiteten sich so auch zwei große Chancen. Zunächst kam Kalinic nach einem frühen Ballgewinn zum Abschluss (12‘), wenig später traf Rakitic das Aluminium doppelt, nachdem Perisic den Ball gegen Torhüter de Gea gewonnen hatte (14‘).

Die relativ häufigen spanischen Ballverluste waren dem geschuldet, dass im Spielaufbau kein Bindeglied zwischen Abwehr und Mittelfeld besteht. Das Mittelfeld rückt immer sehr weit auf und wartet auf die Innenverteidiger, die den Ball nach vorne tragen sollen (zuletzt Pique, dieses Mal häufig Ramos). Die Spanier reagierten nur geringfügig auf das Pressingsystem der Kroaten, da sie, wenn sie die vorderste Reihe erst einmal überspielt hatten, viel Raum gewinnen konnten. Im zweiten Durchgang spielte Kroatien dann sehr abwartend in einer tiefen Formation. Spanien hatte jetzt lange Ballbesitzphasen, konnte den Ball allerdings nicht wie üblich am Strafraum zirkulieren lassen, weil die Kroaten eine sehr gut funktionierende, herausrückende Mannorientierung spielten. So waren die einzig hochkarätigen Chancen der Spanier ein Kopfball nach einer Ecke (67‘) und ein Strafstoß (72‘), jeweils von Ramos. Die Kroaten kamen dagegen mit einem späten Konter über Pjaca, Kalinic und Perisic noch zum Siegtreffer (87‘).

Kroatien hat mit dem Sieg – vor allem aber mit der Spielweise – die Rolle als nicht ganz so geheimer Geheimfavorit bestätigt. Wie schon in den ersten beiden Partien waren die Kroaten taktisch perfekt auf den Gegner eingestellt. Die Spanier, welche im Gegensatz zu Kroatien mit ihrer besten Elf aufgelaufen waren, gehen nach dieser Niederlage mit gedämpfter Stimmung ins Spitzenspiel gegen Italien.

MVP: Nikola Kalinic
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Samstag, 25. Juni 2016, 02:55

Fazit: Gruppenspieltag 3, Teil 2


Ungarn - Portugal 3:3 (1:1)

Dank der Glanzleistung von Cristiano Ronaldo, der an allen drei Treffern seines Teams beteiligt war, haben die Portugiesen denkbar knapp als Gruppendritter das Achtelfinale erreicht. Ungarn ist nach dem Unentschieden sensationeller Gruppensieger.

Die Portugiesen spielten wie schon gegen Österreich mit einer sehr fluiden und variablen Offensive. Das sorgte situativ dafür, dass die mannorientierte ungarische Defensive aus ihrer Ordnung gezogen wurde. So entstand unter anderem die Lücke für Ronaldos Zuspiel auf Nani beim 1:1. Andererseits fehlte Portugal selbst ein wenig die Struktur, wenn ein Angriff mal nicht aus der Bewegung heraus abgeschlossen werden konnte. Das führte zu meist planlosen Bällen in die Spitze, wenn die Ungarn das Tempo herausnehmen konnten. Ronaldo riss das Spiel wieder stark an sich, übernahm die Bälle häufig schon weit hinten im Mittelfeld und fehlte dadurch selbst als Anspielstation im dritten Drittel. Dass er dort wertvoller ist, bewies er mit seinen beiden Toren, die seine individuelle Klasse unterstrichen. Die Treffer der Ungarn fielen allesamt nach Standardsituationen und waren mehr oder weniger zufällig.

Portugal trifft im Achtelfinale mit Kroatien auf die aktuell beste Mannschaft im Turnier und wird mehr als nur Ronaldo brauchen, um sich durchsetzen zu können. Ungarn bekommt es mit den Belgiern zu tun, die in der Offensive ähnlich variabel, aber viel strukturierter als die Portugiesen spielen.

MVP: Cristiano Ronaldo


Italien - Irland 0:1 (0:0)

Mit dem späten Siegtor haben sich die Iren doch noch für die K.-o.-Runde qualifizieren können. Sie waren von Beginn an offensiv ausgerichtet, ohne jedoch zu Abschlüssen aus tornahen Positionen zu kommen. Die Italiener konnten nur vereinzelte Abschlüsse vorweisen, Insigne traf jedoch den Pfosten (77‘). Der eingewechselte Hoolahan, der schon im ersten Gruppenspiel gegen Schweden offensiver Antreiber war, brachte in der Schlussphase nochmal Schwung in das abgeebbte irische Angriffsspiel. Zunächst hätte er schon selbst nach einem Sololauf die Führung besorgen können (84‘) , kurz darauf brachte er dann die perfekt getimte Hereingabe auf Brady, der zum Siegtreffer einnickte (85‘).

Irland trifft auf die gastgebenden Franzosen und wird auch in diesem Spiel die Rolle des Außenseiters belegen. Italien wird in der Wiederauflage des letzten Finals gegen Spanien natürlich wieder mit der „A-Elf“ antreten. Beide Top-Teams haben ihr letztes Gruppenspiel verloren.

MVP: Jeff Hendrick


Slowakei - England 0:0

Durch dieses Unentschieden und den gleichzeitigen Sieg der Waliser haben sich die Engländer noch den Gruppensieg nehmen lassen. Dadurch sind sie auch in die schwierigere Hälfte des Turnierbaums gerutscht. In dieser befinden sich auch die Slowaken, die als bester Gruppendritter ins Achtelfinale eingezogen sind und jetzt auf die deutsche Elf treffen.

Den Engländern war anzumerken, dass sie den Gruppensieg aus eigener Kraft klarmachen wollten. Der erste Durchgang war ihre bislang beste Halbzeit im Turnier. Zum einen brachte Henderson im Mittelfeld mehr Ruhe und Kontrolle ins Spiel, zum anderen entfaltete England zum ersten Mal über einen längeren Zeitraum den schnellen und direkten Angriffsfußball, der in der Qualifikation so überzeugt hatte. Die Offensive war sehr fluide, Sturridge (von links) und Lallana (von rechts) waren häufig im Zentrum zu finden, während die beiden Außenverteidiger – insbesondere Clyne – weit aufrückten, Vardy wich teilweise auf die Flügel aus. So kamen viele verschiedene Spieler zu Abschlüssen aus den unterschiedlichsten Positionen. Einzig Wilshere enttäuschte auf englischer Seite.

Allerdings fand keiner der Schüsse sein Ziel, sodass es torlos in die Pause ging. Auch in der zweiten Halbzeit, in der Rooney, Alli und Kane eingewechselt wurden, spielten die Engländer gut zusammen, trugen die Kombinationen aber nicht mehr konsequent bis in den gegnerischen Strafraum, weshalb nach der Pause auch die Torgefahr nachließ. Die Ruhe von Henderson trug jedoch dazu bei, dass das Momentum nicht in Richtung der Slowaken kippte, trotz wachsender Spielanteile. Diese versuchten zwar, vereinzelte Nadelstiche nach vorne zu setzten, schienen sich aber bewusst zu sein, dass es mit einem Remis relativ sicher reichen würde.

Gegen die spielbestimmenden Deutschen kann die Slowakei dann wohl wieder auf ihr schnelles Umschaltspiel über Hamsik und Weiss bauen. England trifft auf den überzeugenden Außenseiter Island, der eine neue Herausforderung für das englische Angriffsspiel darstellen wird.

MVP: Jordan Henderson
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Samstag, 25. Juni 2016, 14:08

Fazit: Gruppenspieltag 3, Teil 3


Ukraine - Polen 0:1 (0:0)


In ihrem letzten Turnierspiel zeigten die Ukrainer ihre beste Leistung, waren die spielbestimmende Mannschaft und konnten sich viele teils hochkarätige Möglichkeiten erarbeiten. Allerdings scheiterten sie wie schon gegen Deutschland an ihrer mangelhaften Chancenverwertung. Die Polen traten im Duell der beiden EM-Gastgeber von 2012 sehr passiv an und taten nur das Nötigste, um den zweiten Platz in der Gruppe zu verteidigen. Einzig Milik und Lewandowski strahlten Torgefahr aus. Der zur Pause eingewechselte Blaszczykowski besorgte dann den schmeichelhaften Siegtreffer (54‘).

Während die Ukraine als schlechtestes Team der Gruppenphase (0 Punkte, 0:5 Tore) nach Hause fahren muss, treffen die Polen gleich im ersten Achtelfinalspiel auf die Schweiz. In diesem Spiel müssen Lewandowski und Co. dann jedoch ein paar Gänge höher schalten.

MVP: Jakub Blaszczykowski


Russland - Wales 0:3 (0:2)

Die Russen waren über die gesamte Spielzeit meilenweit vom für den Achtelfinaleinzug notwendigen Sieg entfernt. Stattdessen wurden auch im dritten Spiel die Abwehrschwächen mehr als offensichtlich. Der Versuch, die mangelnde Schnelligkeit in der Verteidigung durch eine aggressive Abseitsfalle auszugleichen scheiterte gleich dreimal, sodass die Waliser ihre sehr gut vorgetragenen Konter in Treffer ummünzen konnten. Wales beschränkte sich über weite Strecken auf die Defensive und die Russen fanden keinerlei Mittel, so etwas wie Torgefahr zu entwickeln.

Wales trifft im wohl stimmungsvollsten Duell des Achtelfinals auf Nordirland. Russland hat in den zwei Jahren bis zur Heim-WM einiges an Arbeit vor sich. Doch für den nötigen Umbruch könnte es bereits zu spät sein.

MVP: Aaron Ramsey


Schweden - Belgien 0:1 (0:0)

Der knappe Sieg hat den Belgiern den zweiten Rang hinter den punktgleichen Italienern und damit einen Platz in der vermeintlich schwächeren Turnierhälfte gesichert. Die Schweden, bei denen Ibrahimovic sein letztes Länderspiel bestritt, müssen dagegen als Gruppenletzter die Heimreise antreten.

Über weite Phasen der ersten Halbzeit war den Skandinaviern nicht anzumerken, dass sie zwingend einen Sieg benötigten, um noch ins Achtelfinale einzuziehen. Stattdessen waren es die Belgier, die nach einer stürmischen Anfangsphase mit Chancen auf beiden Seiten die Kontrolle übernahmen. Allerdings fehlte diesen wie schon im ersten Spiel gegen Italien die entscheidenden Aktionen, um gegen eine geordnete Mannschaft regelmäßig in Tornähe zu kommen. Der einzige gefährliche Abschluss war ein Kopfball von Meunier auf Flanke von De Bruyne, der eine Ecke kurz auf Hazard gespielt hatte (45‘).

Im zweiten Durchgang musste Schweden dann naturgemäß mehr Risiken eingehen, sodass Belgien seine Konterstärke ausspielen konnte. Gerade bei solchen Tempogegenstößen wird die Fluidität der offensiven Dreierkette (Hazard, De Bruyne, Carrasco, später Mertens) deutlich. Jeder Spieler kann dort jede Position belegen. So wich De Bruyne häufig nach links aus, während Hazard oft nach innen zog oder die Seite komplett mit Carrasco tauschte. Bei Kontern schaffen sich die drei gegenseitig Räume, indem die Spieler ohne Ball Verteidiger binden. Auffällig bei Stürmer Lukaku war dessen Funktion als Wandspieler. Er ging häufig dem Ball nach hinten entgegen, ließ in prallen und startete dann schulbuchmäßig nach vorne durch.

Obwohl die Schweden zu einigen teils guten Möglichkeiten kamen, war auch in der dritten Partie kein echtes Offensivkonzept zu erkennen, sodass das Ausscheiden verdient ist. Die Belgier werden sich gegen die nun schwächeren Gegner nicht mehr auf ihre Konter verlassen können. Stattdessen müssen sie auch aus dem eigenen Aufbauspiel heraus gefährlicher werden.

MVP: Kevin De Bruyne
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Samstag, 25. Juni 2016, 14:10

Fazit: Gruppenspieltag 3, Teil 4


Island - Österreich 2:1 (1:0)


Nach der Niederlage müssen die Österreicher als größte Enttäuschung des Turniers schon nach der Vorrunde die Segel streichen. Die Isländer stehen dagegen sensationell im Achtelfinale, haben sich mit dem späten Siegtreffer jedoch selbst in die schwierige Hälfte des Turnierbaums geschossen, wobei das in diesem Fall (vorerst?) zweitrangig sein dürfte.

Das Spiel ging für die Österreicher vor allem in der ersten Halbzeit verloren und Trainer Koller, der bis hierhin eine so hervorragende Arbeit als Nationaltrainer abgelieferte hatte, trug einen großen Teil dazu bei. Er wechselte vom (zwar nicht gut, aber immerhin) funktionierenden 4-4-1-1 in ein 3-4-3 (offensiv) bzw. 5-2-3 (defensiv). Der Gedankengang mag grundsätzlich der richtige sein, allerdings fehlt Österreich dafür das Spielermaterial. Die Innenverteidiger (vor allem Prödl) sind nicht gut genug im Aufbauspiel, die Außenverteidiger brechen zu selten zur Grundlinie durch und Alaba musste wieder die ungeliebte Position als Zehner belegen, die über weite Phasen sogar zu einer falschen Neun ausartete (richtig gelesen, bei Bayern Linksverteidiger, bei Österreich Mittelstürmer).

Neben dem Spielermaterial fehlten auch die eingespielten Mechanismen. Vom sonst so starken österreichischen Pressing war nichts zu sehen. Koller korrigierte seinen Fehler in der Pause, tauschte zurück zur Viererkette, zog Alaba zurück auf die Sechs, stellte den eingewechselten Schöpf als Zehner auf und brachte mit Janko einen echten Mittelstürmer. Es folgte die beste Halbzeit der Österreicher. Mit fortschreitender Spielzeit gingen sie jedoch dazu über, auf Flanken zu setzen. Der Strafraum war sehr gut besetzt, allerdings fehlte es auf den Flügeln an Spielern, welche die Flanken hereinbringen hätten können. Die Isländer hatten inzwischen übrigens gut auf die veränderte Formation des Gegners reagiert und einen Stürmer zurückgezogen, um die das Sechser-Duo im Aufbau zu stören. Offensiv war das auffälligste Mittel der Einsatz von langen Einwürfe mit anschließender Kopfballverlängerung in den Strafraum.

Diese simple Spielweise dürfte ab dem Achtelfinale nicht mehr genügen, aber das dachte man ja auch schon vor der Gruppenphase. Jetzt geht es für die Isländer gegen England. Österreich ist als Geheimfavorit hauptsächlich an sich selbst gescheitert. Eine einzige starke Hälfte reichte selbst in der nominell schwächsten Gruppe nicht zum Weiterkommen.

MVP: Alessandro Schöpf


Rumänien - Albanien 0:1 (0:1)


Ein Sieg gegen Neuling Albanien hätte Rumänien zum Einzug ins Achtelfinale gereicht, doch stattdessen gewannen die Albaner ihr erstes Spiel bei einer Endrunde. Rumänien war zu Beginn die bessere Mannschaft, doch Mitte der ersten Halbzeit übernahmen die Albaner die Kontrolle und belohnten sich kurz vor der Pause mit ihrem historischen ersten Turniertreffer (43‘ Sadiku). Im zweiten Durchgang war Albanien darauf bedacht, den Sieg über die Zeit zu bringen, was mit ein wenig Glück gelang.

Die Albaner zeigten in den Gruppenspielen eine bessere Leistung als erwartet. Rumänien fehlte dagegen durchgehend die Kreativität in der Offensive.

MVP: Ledian Memushaj


Tschechien - Türkei 0:2 (0:1)

Da beide Mannschaften gewinnen mussten, um noch eine Chance aufs Achtelfinale zu haben, entwickelte sich relativ schnell ein offener Schlagabtausch. Die Türken gingen früh durch Burak in Führung (10‘), doch die Tschechen ließen sich davon nicht beeindrucken. Erst das 0:2 durch Tufan (65‘) brach ihren Willen. Die Türken waren mit der Höhe des Sieges zufrieden, weil sie jetzt vor Albanien standen, und brachten das Ergebnis über die Zeit.

Erst durch den irischen Treffer in den letzten Momenten der Gruppenphase verlor die Türkei noch den Platz im Achtelfinale und belegte zwar unglücklich, aber doch verdientermaßen nur den undankbaren Platz des fünftbesten Gruppendritten. Tschechien war letztendlich zu inkonstant, um in die K.-o.-Runde einzuziehen.

MVP: Emre Mor
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Samstag, 25. Juni 2016, 20:37

Vorschau: Achtelfinale, Tag 1

AF1: Schweiz - Polen

Im ersten Achtelfinalspiel treffen mit der Schweiz und Polen zwei Gruppenzweite aufeinander. Die Eidgenossen konnten nur gegen Albanien knapp gewinnen, mit Rumänien und Frankreich teilte man sich die Punkte. Das größte Manko der Schweizer ist bislang die Chancenverwertung, die zum Beispiel gegen Rumänien den Sieg kostete. Auf der anderen Seite musste bislang kein Gegentreffer aus dem Spiel heraus hingenommen werden. Ganz ohne Gegentor kamen die Polen aus, allerdings brachten sie wie auch die Schweiz nur zweimal das Runde ins Eckige. Das reichte jedoch zu zwei 1:0 Siegen gegen Nordirland und die Ukraine, gegen Weltmeister Deutschland gab es ein torloses Unentschieden.

Polen startet nach dem Schongang gegen die Ukraine wieder mit seiner besten Elf. Deshalb rücken Blaszczykowski, Piszczek, Grosicki und Maczynski zurück in die Startelf, Kapustka fehlt gelbgesperrt. Die starke Seite im polnischen Offensivspiel ist und bleibt die rechte mit dem (Ex-)BVB-Duo Piszczek und Kuba. Sie treffen auf die schwächere linke Defensivseite der Schweizer mit Rodriguez und Djourou. Bei den Schweizern werden erneut die Stürmer getauscht, Seferovic darf wieder statt Embolo ran. Mit ihm kommt die Schweiz zu mehr Chancen, die Seferovic dann aber bislang vergibt. Die Eidgenosse kommen meist mit dem hohen Außenverteidiger Lichtsteiner über die rechte Seite. Shaqiri muss seine Qualitäten noch unter beweis stellen.

Beide Mannschaften wurden in der Gruppenphase nicht wirklich gefordert, die Qualifikation fürs Achtelfinale war nie in echter Gefahr. Deshalb könnte es den Teams schwer fallen, auf den K.-o.-Modus umzuschalten. Eine Verlängerung nach einem torlosen Remis ist also nicht auszuschließen.

Mein Tipp – SUI 0:1 POL


AF2: Wales - Nordirland

Das zweite Achtelfinalspiel ist ein exklusives Duell zweier Mannschaften aus dem Vereinigten Königreich, hinzu kommt auch noch ein englischer Schiedsrichter. Wales konnte sich überraschend den Gruppensieg vor England und der Slowakei sichern. Nur gegen England musste man sich aufgrund eines Last-Minute-Treffers geschlagen geben. Ansonsten gab es ein knappes, aber dennoch verdientes 2:1 gegen die Slowaken sowie ein souveränes 3:0 gegen Russland. Nordirland konnte den glückbringenden Rang des viertbesten Gruppendritten belegen. Dafür haben ein 2:0 Sieg gegen die Ukraine sowie zwei knappe 0:1 Niederlagen gegen die favorisierten Polen und Deutschen gereicht.

Beide Teams legen ihr Hauptaugenmerk auf eine stabile Defensive, dennoch kamen die Waliser durch Standards von Bale und ihre Konter zu einigen Treffern. Die Nordiren sind jedoch noch weitaus passiver, kommen kaum zu Möglichkeiten aus dem Spiel heraus, stehen in der Defensiv mit einer Kette aus bis zu sechs Spielern. Die Waliser müssen die wenigen sich bietenden Kontermöglichkeiten nach gegnerischen Ecken nutzen. Ein weiteres Mittel zum Torerfolg könnten Freistöße von Bale in Strafraumnähe sein.

Nordirland wird wohl hauptsächlich auf Verlängerung und Elfmeterschießen spekulieren. Falls Wales allerdings in Führung gehen sollte, müssten die Nordiren jedoch risikoreicher spielen und den Walisern so Räume öffnen.

Mein Tipp – WAL 2:0 NIR


AF3: Kroatien - Portugal

Kroatien hat sich mit dem Last-Minute-Sieg gegen Titelverteidiger Spanien den ersten Platz in der wohl stärksten Gruppe geholt, während die Portugiesen mit ihrem dritten Unentschieden als Dritter in der wahrscheinlich schwächsten Gruppe ins Achtelfinale rutschten. Die Kroaten mussten noch keine Niederlage hinnehmen, gewannen gegen die Türkei und Spanien und überzeugten nur in der Schlussphase beim 2:2 gegen Tschechien nicht. Portugal erarbeitete sich in der Vorrunde eine Unmenge von Möglichkeiten, kam aber dennoch nur zu vier Treffern, teilte die Punkte mit Österreich, Ungarn und Island.

Sorgen sollte den Iberern vor allem ihre Defensive machen, denn wirklich sicher stand diese nie (gegen Österreich wurde sie nicht gefordert). Gleichzeitig haben die Kroaten die Fähigkeit bewiesen, die Schwachstellen des Gegners zu attackieren. Überhaupt machte Kroatien von allen Teams den besten Eindruck, was die sowohl offensiv- als auch defensivtaktische Einstellung angeht. Sie können mit Perisic (links) und Brozovic/Srna (rechts) über die Flügel angreifen, haben aber gleichzeitig mit Rakitic einen Zentrumsspieler, der seit dem zweiten Gruppenspiel viel Torgefahr am und im Strafraum ausstrahlt. Doch auch hinter der kroatischen Abwehr steht seit den zwei Gegentreffern gegen Tschechien ein Fragezeichen. Die variabel angreifende portugiesische Offensive um Superstar Ronaldo könnte da durchaus eine Herausforderung darstellen. Wenn Kroatien es schafft, ein hohes Pressing zu etablieren, könnten sie Ronaldo dazu zwingen, sich weit zurückfallen zu lassen, womit sie ihn weitestgehend vom Tor weghalten könnten.

Ronaldo hat im Spiel gegen Ungarn seine individuelle Klasse bewiesen, doch im Aufeinandertreffen mit dem kroatischen Kollektiv sind die Portugiesen der Außenseiter. Wenn die Kroaten dieses erste K.-o.-Spiel positiv gestalten können, stehen die Chancen gut, das (Halb-)Finale zu erreichen.

Mein Tipp – CRO 2:1 POR
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Sonntag, 26. Juni 2016, 14:31

Fazit: Achtelfinale, Tag 1


AF1: Schweiz - Polen 4:5 i. E. (1:1, 1:1, 0:1)

Polen spielte gegen den Ball in einem breiten 4-4-2, das für den Gegner nur über die Flügel bespielbar war. Vorne störten Lewandowski und Milik den Schweizer Spielaufbau. Die Eidgenossen reagierten darauf, indem sie variabler aufbauten. So war neben den klassischen Dreierkette mit Xhaka oder Behrami zwischen den Innenverteidigern auch teilweise eine Viererkette mit den beiden Sechsern links neben den Innenverteidigern zu sehen. Rodriguez und Lichtsteiner hatten eine gewohnt hohe Grundposition. Am gefährlichsten waren die Polen wie immer über Konter, die vor allem dann bis vors Tor kamen, wenn sie über die linke Seite von Grosicki gespielt wurden, den die Schweizer nicht in den Griff bekamen.

Beim 0:1 (nach einer Schweizer Ecke) zog Grosicki vom linken Flügel nach innen, vier Nati-Spieler orientierten sich an ihm, ohne ihn ernsthaft in einen Zweikampf zu verwickeln, Rodriguez rückte auf den zentral stehenden Milik ein, der den Ball durchließ, sodass Blaszczykowski am langen Pfosten alle Zeit für eine Ballannahme und einen überlegten Abschluss hatte. Im zweiten Durchgang war Polen, das in der regulären Spielzeit keine Auswechslung tätigte, dann aber viel zu passiv, doch die Schweizer machten aus dem vielen Ballbesitz wie schon gegen Frankreich zu wenige Möglichkeiten. So brauchte es eine Einzelaktion von Shaqiri, der sein bestes Spiel ablieferte, um die Verlängerung zu erzwingen. Auch in dieser bemühten sich die Polen ihre Offensivabteilung nicht, sondern verließen sich mehr oder weniger aufs Elfmeterschießen, was sich schlussendlich auszahlen sollte.

Die Polen brauchen dringend eine Alternative zu ihrem – zugegebener Maßen gut funktionierenden – Konterspiel, ansonsten ist eher früher als spät Schluss. Den Schweizern kann man wie schon nach der Gruppenphase mangelnde Durchschlagskraft und Chancenverwertung vorwerfen.

MVP: Xherdan Shakiri


AF2: Wales - Nordirland 1:0 (0:0)

Hier ist der richtige Zeitpunkt gekommen, um ein paar Sachen klarzustellen. Wenn ein Spiel langweilig ist, heißt das nicht zwangsläufig, dass es von Taktik geprägt ist. Gleichzeitig ist ein von Taktik geprägtes Spiel nicht automatisch langweilig. Außerdem sind die Mannschaften nicht dazu verpflichtet, den Zuschauern ein unterhaltsames Spiel zu liefern. Die Aufgabe der Spieler ist es, im Rahmen ihrer Möglichkeiten, ein Spiel zu gewinnen, manchmal auch nur einen Punkt oder sogar eine knappe Niederlage über die Zeit zu retten. Auffällig bei diesem Turnier ist, dass es den „kleinen“ Teams sehr viel besser gelingt, ihre Defensivtaktik zu etablieren, als dass es den „großen“ Teams gelingt, offensivtaktische Mittel dagegen zu finden. Diese EURO hat kein Taktikproblem, wie es zum Beispiel Mehmet Scholl gerne hätte, sondern ein Problem der Offensivtaktiken.

Das britische Duell zwischen Wales und Nordirland war nicht langweilig, weil zu viel Taktik im Spiel war, sondern weil beide Mannschaften technisch und offensivtaktisch äußerst beschränkt sind. Nordirland dürfte in diesem Achtelfinale dennoch mehr Möglichkeiten aus dem Spiel heraus gehabt haben als in der gesamten Vorrunde. Wales kam dagegen wie erwartet kaum zu Kontern. Überraschend war einzig und allein das hohe nordirische Pressing, das die Waliser nur mit weiten, hohen Bällen überspielen konnten. Dass der einzige Treffer ein (erzwungenes) Eigentor war, passte zum Spiel.

Wales wird im Viertelfinale auf den Sieger der Partie Ungarn gegen Belgien treffen. Sollten es die Belgier sein, werden wir wieder eine defensiv eingestellte walisische Mannschaft sehen. Die Nordiren hatten ihr Achtelfinalerlebnis, dürften aber wohl eher aufgrund ihrer Fans Sympathien im Ausland geweckt haben.

MVP
: Gareth Bale
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Sonntag, 26. Juni 2016, 20:50

Vorschau: Achtelfinale, Tag 2


AF4: Frankreich - Irland

Die Franzosen verteidigten am letzten Gruppenspieltag ihren ersten Platz mit einem torlosen Unentschieden gegen die Schweiz. Zuvor hatte es zwei Last-Minute-Siege gegen die Außenseiter Rumänien (2:1) und Albanien (2:0) gegeben. Der einzige Gegentreffer war ein Strafstoß. Mit späten Treffern kennen sich die Iren ebenfalls aus, denn ein solcher brachte sie erst zum 1:0 gegen eine italienische B-Elf und damit in die K.-o.-Runde. Davor mussten sie sich den Belgiern deutlich mit 0:3 geschlagen geben, nachdem sie sich im ersten Spiel beim 1:1 die Punkte mit Schweden geteilt hatten.

Während Irland mit der gleichen Startelf wie beim überraschenden Triumph gegen Italien antritt, bringt Deschamps die zuletzt geschonten Kante, Matuidi, Payet und Giroud zurück in die Anfangsformation, obwohl gerade Sissoko und Coman gegen die Eidgenossen überzeugen konnten. Mit Griezmann auf Rechts und Giroud als Mittelstürmer könnte sich wieder das bekannte Problem der ungünstigen Raumaufteilung ergeben. Da Payet auch häufig im Zentrum zu finden ist und die französischen Außenverteidiger kein Weltklasse-Format haben, können sich die Iren wohl auf die Verteidigung des eigenen Strafraums konzentrieren. Sollten sie dennoch in Rückstand geraten, dürfte die Einwechslung von Hoolahan, der in der Vorrunde der kreativste Ire war, unumgänglich sein.

Frankreich ist und bleibt auf seiner Mission zum Titel im eigenen Land vorerst Favorit, obwohl die Gruppenphase noch keine Schlüsse auf die tatsächliche Stärke der Equipe Tricolore zulässt. Auch Irland ist schwer einzuschätzen, der Sieg gegen die Ersatzbank der Italiener taugt jedenfalls nur bedingt als Gradmesser.

Mein Tipp – FRA 2:0 IRL


AF5: Deutschland - Slowakei

„Die Mannschaft“ sicherte sich ohne Gegentor relativ souverän den Gruppensieg vor Polen und Nordirland. Dennoch ist nicht alles Gold, was glänzt. Einzig die erste Halbzeit beim 1:0 gegen die Nordiren war wirklich überzeugend. Beim 2:0 gegen die Ukraine wurden vor allem defensive, beim 0:0 gegen Polen offensive Schwächen offenbart. Als bester Gruppendritter konnten sich die Slowaken fürs Achtelfinale qualifizieren. Dazu reichte nach einem verdienten 2:1 Sieg gegen Russland ein torloses Remis gegen England, zum Auftakt hatte es eine 1:2 Niederlage gegen Wales gegeben.

Jogi Löw wechselt personell einmal, lässt Götze für Draxler auf der Bank. Das macht von der Formation her Sinn, weil das Eineinhalb-Stürmer-System mit einem ganzen Gomez und einem halben Müller vor Götze und Özil wohl kaum so effektiv gewesen wäre wie gegen Nordirland. Andererseits hat sich Götze von Spiel zu Spiel gesteigert und bringt mehr Vertikalität und Variabilität als Draxler, der häufig dazu neigt, mit dem Ball am Fuß nach innen zu ziehen. Das wird wahrscheinlich dafür sorgen, dass Hector wieder mehr Flanken in den Strafraum bringt. Sehr positiv ist der Verbleib von Kimmich auf der Rechtsverteidigerposition zu sehen. Er ermöglicht Müller Freiheiten, die dieser im Strafraum ausleben kann, und war bei seinem ersten Einsatz selbst ein wichtiges Element im Spielaufbau sowie bei der Einleitung von Angriffsstafetten. Der Systemwechsel vom 2-4-2-2 ins klassische 4-2-3-1 war insofern zu erwarten, als dass die Slowaken offensiv erstens grundsätzlich aktiver sind als die Nordiren und zweitens weitaus gefährlicher bei Kontern. Insbesondere Hamsik (zentral) und Weiss (linke slowakische Angriffsseite) sind nur schwer in den Griff zu bekommen. Die Slowaken werden wohl hauptsächlich auf die beiden bauen und, solange es 0:0 steht, mit dem restlichen Mittelfeld nicht allzu weit aufrücken.

Aufgrund der individuellen Klasse von Boateng und Hummels sollte der deutschen Mannschaft vor den slowakischen Angriffen trotz aller Vorsicht nicht allzu bange sein. In der Offensive haben Jogis Jungs zuletzt ihr wahres Potenzial offenbart. Sollten sie diese Leistung auch heute wieder abrufen, ist der Weg ins Viertelfinale frei.

Mein Tipp – GER 2:0 SVK


AF6: Ungarn - Belgien

Ungarn wurde sensationell Gruppensieger und geht ohne Niederlage in die K.-o.-Phase. Dem überzeugenden 2:0 im Auftaktspiel gegen Österreich folgte ein erkämpftes 1:1 gegen Island und ein unterhaltsames 3:3 gegen Portugal. Geheimfavorit Belgien legte beim 0:2 gegen Italien einen klassischen Fehlstart hin, rehabilitierte sich aber mit einem 3:0 gegen Irland und sicherte den zweiten Platz in der Gruppe E mit einem 1:0 gegen Schweden.

Die Magyaren haben hinlänglich bewiesen, dass sie ein unangenehmer Gegner sein können. Sie haben es bislang weitestgehend geschafft, dass Aufbauspiel des jeweiligen Gegners zu unterbinden. Dass die Belgier häufig über die Flügel aufbauen, könnte ihnen da entgegenkommen, weil die Außenspieler üblicherweise leichter zu isolieren sind. Offensiv sollte man sich von den Zahlen nicht blenden lassen. Ungarn hat in der Vorrunde zwar die meisten Treffer aller Teilnehmer erzielt, drei davon stammen aber aus der Partie gegen Portugal, alle drei fielen nach Standards, alle drei waren abgefälscht. Ansonsten wird meist auf lange Bälle auf den Mittelstürmer gesetzt, die dann im zweiten Anlauf erobert werden sollen. Die Belgier waren am effektivsten, wenn sie mit Tempo aus der Tiefe kommen konnten. Dann entfalte die variable offensive Dreierkette um De Bruyne ihr volles Potenzial. Heute steht Mertens für Carrasco in der Startaufstellung. Gegen eine geordnete Abwehr hat sich Belgien bislang schwergetan.

Viel wird abhängig sein vom Spielverlauf. Gehen die Belgier in Führung, können sie ihre Konterstärke ausspielen. Falls Ungarn den ersten Treffer erzielt, könnte es schwierig werden für De Bruyne und Co. Je länger es torlos steht, desto mehr könnte das Spiel in Richtung der Magyaren kippen.

Mein Tipp – HUN 0:2 BEL
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Montag, 27. Juni 2016, 17:12

Fazit: Achtelfinale, Tag 2


AF4: Frankreich - Irland 2:1 (0:1)

Nach nicht einmal zwei Minuten war das französische Konzept, wie immer es auch ausgesehen haben mag, bereits hinfällig, denn nach einem plumpen Foul von Pogba gingen die Iren mit dem zweitschnellsten Treffer der EM-Geschichte per Strafstoß in Führung. Danach belegte Griezmann eine sehr zentrale Position und war quasi ein zweiter Stürmer neben Giroud, den rechten Flügel belegte bei französischem Ballbesitz, wenn nötig, Matuidi, während Pogba einen sehr horizontal agierenden Zehner gab. Irland war in diesem Turnier bislang keine der Mannschaften, die sich – insbesondere nach einer Führung – rein auf ihre Defensive verlassen hat. Auch in dieser Partie spielten sie nach dem 1:0 weiter nach vorne. Das wird zwar vom neutralen Zuschauer lobend anerkannt, sollte sich im Hinblick auf das Endergebnis als folgenschwer herausstellen.

In der ersten Halbzeit spielten die Franzosen stark asymmetrisch über die linke Seite, Pogba war häufig direkt neben Payet auf dem Flügel zu finden, Matuidi blieb dann im Zentrum. Dieses Spiel trieben sie so lange, bis die Iren ihre linke Abwehrseite komplett vernachlässigten. Diesen freien Raum nutze Sagna in der 58. Minute zu einer Flanke auf Griezmann, die dieser zum Ausgleich verwertete. Der größte Fehler der Iren war es, anschließend ohne Änderung unbeirrt so weiterzuspielen wie zuvor, obwohl jegliche Kompaktheit fehlte. So konnte der Gastgeber die irische Abwehr mit nur zwei Aktionen zum 2:1 aushebeln (61‘). Rami spielte einen langen Ball auf Giroud, der per Kopf auf Griezmann ablegte, der völlig frei vor Randolph auftauchte. Wenige Minuten später flog Duffy vom Platz, weil er sich nach einem Steilpass von Giroud nur noch mit einer Notbremse zu helfen wusste (67‘). Den Franzosen war im Anschluss einzig eine mangelnde Chancenverwertung vorzuwerfen, insbesondere der eingewechselte Gignac vergab zahlreiche hochkarätige Möglichkeiten gegen eine nun noch offener stehende irische Mannschaft (77‘, 77‘, 86‘, 87‘).

Irland ist trotz Führung gescheitert, weil man sich weigerte, gegen einen offensivstarken Gegner eine defensiv ausgerichtetere Taktik zu spielen. Die Franzosen mussten erstmals mit einem Rückstand klarkommen und haben diese Aufgabe mit Bravour gemeistert. Sie treffen im Viertelfinale auf England oder Island.

MVP: Antoine Griezmann


AF6: Deutschland - Slowakei 3:0 (2:0)

Anders als in der Vorschau angenommen, ließ Löw auch mit Draxler ein sehr ähnliches System wie schon gegen die Nordiren spielen. Sein Mut zum Risiko wurde belohnt, die DFB-Elf setzte die Vorgaben hervorragend um. Unterschiede zum Nordirland-Spiel waren in der Entstehung der Tormöglichkeiten zu erkennen. Während im letzten Spiel viele Bälle im Zentrum direkt in den Strafraum weitergeleitet wurden, kamen dieses Mal die meisten Zuspiele über die Außen. Hector hatte mehr direkte Torschussbeteiligungen, nachdem er im letzten Spiel hauptsächlich für die Ballzirkulation auf dem linken Flügel genutzt worden war. Kimmich hatte auf Rechts erneut eine sehr hohe Grundposition, stach aber aufgrund des stärkeren linken Gegengewichts nicht so hervor wie bei seinem ersten Einsatz. Müller hatte viele Aktionen im Zentrum, sowohl im Strafraum als auch im Spielaufbau zwischen Sechzehner und Mittellinie. Draxler sorgte mit seiner Dribbelstärke für ein neues Element im deutschen Spiel und bereitete damit auch das 2:0 durch Gomez vor (43‘). Gleichzeitig war er aber sehr flexibel und wie der Rest der Offensive in fluide Bewegungen eingebunden. Özil zeigte (bis auf den Strafstoß) erneut eine gute Leistung und bereitete wieder einmal die meisten Torschüsse vor. Auch Kroos war gewohnt passsicher, während Khedira offensiv zwar wieder blass blieb, defensiv aber eine wichtige Rolle im Gegenpressing spielte. Boateng und Hummels dribbelten teilweise weit in die slowakische Hälfte an, wenn der Gegner sehr tief stand.

Ein Schlüssel zum Erfolg war das enorm aggressive Gegenpressing nach Ballverlusten. Die Slowaken kamen in der ersten Halbzeit kaum einmal aus ihrer eigenen Hälfte heraus, weil die deutsche Mannschaft den ballgewinnenden Spieler sofort wieder mit drei bis vier Mann isolierte und auch dessen Anspielstationen präventiv anlief, sodass spätestens der dritte Pass unkontrolliert abgegeben und abgefangen wurde. Diese Spielweise ist gefährlich, wenn der Gegner es einmal schafft, dem Pressing zu wiederstehen, doch Löw schien dieses kalkulierte Risiko (wie gegen Nordirland) einzugehen und verließ sich in der Abwehr auf die individuelle Klasse seiner Innenverteidiger. Die ständige Bereitschaft zur Umschaltbewegung hatte als positiven Nebeneffekt eine gute Rückraumbesetzung. In den ersten 25 Minuten gab Deutschland ganze vier Schüsse nach zweiten Bällen ab, einer davon fand den Weg ins Tor (8‘ Boateng).

Das dürfte das letzte Mal in diesem Turnier gewesen sein, dass man diese ultra-offensive Spielweise von der deutschen Elf gesehen hat. Starke Mannschaften wie Italien, Spanien oder Frankreich würden die defensive Unkompaktheit gnadenlos ausnutzen. Offensiv war die Leistung jedoch nahezu perfekt. Die Slowaken konnten ihre Stärken zu keinem Zeitpunkt ausspielen.

MVP: Julian Draxler


AF6: Ungarn - Belgien 0:4 (0:1)

Der Spielverlauf hätte aus Sicht der Belgier nicht besser sein können. Nach dem frühen Kopfballtor von Alderweireld nach einer Ecke von De Bruyne (10‘) konnten sie fast über die gesamte Spielzeit ihr Konterspiel entwickeln. Das schlampige Aufbauspiel der Ungarn mit zahlreichen Fehlpässen und Ballverlusten im Mittelfeld kam ihnen natürlich noch mehr entgegen. Interessant war die Rolle von Lukaku, der sich zwar wie immer weit nach hinten fallen ließ, jedoch nur selten als Wandspieler agierte, sondern häufig mit dem Ball am Fuß und Blick in Richtung gegnerisches Tor eine Art Spielmacher mimte. So konnte das offensive Trio De Bruyne, Hazard und Mertens (ab der 70‘ Carrasco) mit noch mehr Anlauf aus der Tiefe kommen. Einzig die Verwertung der Chancen war im ersten Durchgang mangelhaft.

In der ersten Viertelstunde nach dem Seitenwechsel war dann auch Belgien sehr fehleranfällig im Passspiel, sodass auch die Ungarn zu ein paar gefährlichen Möglichkeiten kamen, die aber allesamt ungenutzt blieben. Das war gleichzeitig die offenste Phase des Spiels, weil die Belgier die ungarischen Angriffe umgehend konterten. In der Schlussphase machten sie den Sack dann mit drei weiteren Toren endgültig zu. Hazard bereitete zunächst das 2:0 von Batshuayi vor, indem er mit auf Links die passive Abseitsregel für sich nutze und besorgte das 3:0 nach einem horizontalen Dribbling von Links selbst. Der eingewechselte Carrasco traf in der Nachspielzeit zum Endstand.

Ungarn hatte das große Pech, gegen einen konterstarken Gegner früh in Rückstand zu gehen. Dennoch wäre mehr möglich gewesen, wenn man die eigenen Möglichkeiten konsequenter genutzt hätte. Die Belgier treffen im Viertelfinale mit Wales auf eine Mannschaft, die sehr kompakt steht und grundsätzlich weniger konteranfällig ist.

MVP: Eden Hazard
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Hamburgler

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40

Montag, 27. Juni 2016, 17:14

Slowakei - England 0:0
Die Ruhe von Henderson trug jedoch dazu bei, dass das Momentum nicht in Richtung der Slowaken kippte, trotz wachsender Spielanteile. Diese versuchten zwar, vereinzelte Nadelstiche nach vorne zu setzten, schienen sich aber bewusst zu sein, dass es mit einem Remis relativ sicher reichen würde.


MVP: Jordan Henderson


Das ist das erste Mal, dass ich dir vehement widerspreche :hmm: So unterschiedlich kann man Spiele also sehen. Ich habe ja während dem Spiel lauthals gefordert, dass Henderson ins Exil geschickt wird und nie wieder für England Fußball spielen darf. Ist für mich wie James Milner (ausgenommen im Friendly gegen Deutschland), wenn er das England Trikot an hat. Einfach furchtbar. :x